Hier finden Sie Ankündigungen und aktuelle Berichte zu Veranstaltungen des RGHV

(Letzte Aktualisierung am 14.11.2023)

"Historischer Bilderkaffee" des RGHV

und Spendenübergabe an Blütenkönigin Naomi I.

Zum zweiten Mal hatte der Rodheimer Geschichts- und Heimatverein (RGHV) am vergangenen Sonntagnachmittag, dem 12. November 2023, zu einem vergnüglichen Zusammentreffen bei Kaffee mit Kuchen eingeladen. Speziell die "wissenden" älteren Mitglieder und gerne auch Gäste sollten sich angesprochen fühlen und kamen zahlreich. Nach dem ersten Termin im Februar dieses Jahres waren sich alle Teilnehmer einig, dass dieses Format dringend einer Fortsetzung bedürfe.

Als Bestandteil der Rodheimer Sammlung verfügt der RGHV auch über ein umfangreiches Fotoarchiv. Oftmals fehlt den Bildern jedoch eine Beschriftung, man kennt die Anlässe und häufig die abgebildeten Personen nicht mehr. Hier setzt die geballte Kraft des Publikums ein! Immer weiß jemand zu den projizierten Fotos etwas zu berichten, warum man feierte, um welches alte Haus es sich handelt, was gerade passiert war, und manch einer erkennt den Opa, die Tante, den mit einem Uznamen belegten Dorfbewohner oder manches Rodheimer Urgestein wieder. Je mehr erzählt wird, um so mehr fällt den Mitstreitern ein, es entspinnen sich lebhafte Gespräche und man freut sich, die eine oder andere Anekdote erzählen zu können oder (einmal wieder) zu hören. Der Wissenszuwachs für den RGHV ist dabei enorm! Die Informationen werden protokolliert und im Anschluss digital verarbeitet, so dass nichts mehr verloren geht!

 

Eingeladen war auch die amtierende Blütenkönigin Naomi I.         

Seit Bianca I., der Blütenkönigin der Jahre 2015 - 2016, unterstützen die Hoheiten jeweils ein ihnen wichtiges soziales Projekt und bitten um Spenden dafür, auch anstelle von oft für sie selbst etwa bei Veranstaltungen vorgesehenen Geschenken. Naomi I. setzt sich für den Wildwasser e.V. in Bad Nauheim ein, eine Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend. Nachdem sie das Projekt den Teilnehmern vorgestellt hatte, überreichten ihr der 1. Vorsitzende Dr. Karsten Brunk und die Schatzmeisterin Margot Mehring eine Spende in Höhe von 500 Euro für ihr Projekt. Die Spende kommt aus einem Fonds des RGHV aus den bis 2019 durchgeführten Internationalen Freundschaftsfesten, deren Überschüsse immer an nationale und internationale Hilfsprojekte gespendet wurden. Bianca I. und Chiara I., beide aus Rodheim stammende Blütenköniginnen, waren während ihrer „Amtszeiten“ hieraus auch schon bedacht worden.

Text und Fotos: Ute Veit




Rodheim am Äquator

 Spannender Vortrag von Dr. Karsten Brunk, RGHV-Vorsitzender, am 13.10.2023 zur Geschichte der Natur- und Kulturlandschaft von Wetterau, Taunus und Vogelsberg

Dr. Brunk erläuterte zunächst die Wetterausenke als die nördliche Fortsetzung des Oberrheingrabens, des etwa 300 km langen und bis zu 40 km breiten Grabenbruchs zwischen Basel und Frankfurt am Main. Die Gesteine des angrenzenden Taunus waren ehemals in einem Meeresbecken abgelagert und anschließend als Teil des Rheinischen Schiefergebirges aufgefaltet und zu Schiefer und Quarzit umgewandelt worden. Wesentlich jünger ist der Vogelsberg-Vulkan, dessen ausgedehnte Basaltdecke das größte geschlossene Basaltmassiv in Europa ist. Seine Entstehung, wie auch die Heraushebung des Taunus als Mittelgebirge, steht in Zusammenhang mit dem Einbruch des Oberrheingrabens im Erdzeitalter des Tertiärs.

Zum Verständnis der langwierigen und großräumigen erdgeschichtlichen Entwicklung ging Karsten Brunk auch auf die Theorie der Plattentektonik ein. Die Erdplatten "schwimmen" quasi auf dem Erdmantel und können sich wie Meereisschollen aneinander vorbei-, voneinander weg- oder aufeinander zubewegen und dabei kollidieren. Die Umrisse und die Lage der Erdplatten auf dem Globus unterlagen dadurch im Laufe der seit mehreren 100 Millionen Jahren rekonstruierten Entwicklung einem vielfältigen Wandel. Der Referent hat es fertiggebracht unsere Heimatregion während dieser Zeitreise von der Südhalbkugel bis ins heutige Mitteleuropa zu lokalisieren und zu verfolgen, und wahrhaftig, hätte es Rodheim vor 300 Mio. Jahren schon gegeben, es hätte nahe am Äquator gelegen!

Waren die natürlichen Veränderungen im Laufe der Erdgeschichte langwierige Prozesse, nahm das Geschehen nach der letzten Kaltzeit im Holozän Fahrt auf. Mit dem Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen in der Jungsteinzeit kam es durch die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung, später durch den Abbau notwendiger Rohstoffe, sei es zur Material- oder zur Energiegewinnung, zu gravierenden Umbauprozessen der Natur- zur Kulturlandschaft.

Die Wetterau gehört als klimatisch günstig gelegene und fruchtbare Region dabei zu den bereits besonders früh besiedelten Gebieten. Die Dynamik der Veränderungen steigerte sich mit Beginn der Industrialisierung vor etwa 200 Jahren und hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter beschleunigt. Auffallend leise wurde es im großen Auditorium, als der Referent die fatalen Auswirkungen der immer stärker werdenden menschlichen Einflussnahme auf Natur und Umwelt im lokalen, wie im globalen Bezug darstellte. Wir sind im Anthropozän angekommen, einer Epoche, in der der Mensch zur wichtigsten formenden Kraft auf unserem Planeten geworden ist.

Text: Ute Veit und Karsten Brunk, Foto: Sebastian Lamping


Oppenheim und Worms entdecken

Tagesexkursion nach Rheinhessen mit Winzerbesuch
am 23. September 2023

Erneut ging es dieses Mal – nach der letzten Tagesexkursion des RGHV nach Ingelheim im Vor-Corona-Jahr 2019 – nach Rheinhessen. Oppenheim und Worms waren die Ziele.

Nach einer spätsommerlich-morgendlichen Fahrt am Rhein entlang wurde Oppenheim erreicht. Der Ort besticht durch sein Stadtbild, geprägt von der gotischen Katharinenkirche, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde und die schöne historische Altstadt krönt. Unmittelbar hinter der Kirche in der Michaelskapelle das Beinhaus, eines der größten überhaupt, in das aus Platzmangel auf den Friedhöfen vom 15. bis Mitte des 18. Jahrhunderts die Skelette von etwa 20.000 Oppenheimern umgebettet worden waren. Danach erkundeten wir das "Oppenheimer Kellerlabyrinth", ein einzigartiges Kulturdenkmal, das zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert als Weinkeller und Lagerplatz gebaut wurde, kilometerlang, verschachtelt, aneinandergereiht, teilweise in mehreren Stockwerken übereinander angelegt.

Gestärkt durch ein gutes Mittagessen im Deutschen Weinbaumuseum zog es einige der Teilnehmer hinauf zur Ruine der Burg Landskron, während sich die anderen die Vielfalt der Exponate im Museum ansahen. Vom Traktor bis zur Mausefalle – es ist alles da!

Nachmittags nahm uns die Stadtführerin Frau Aßmann-Weinlich in Worms in Empfang und begleitete uns kenntnisreich durch die Stadt. Das UNESCO-Welterbe der jüdischen Zeugnisse in Worms war das Thema der Führung. 2021 waren die Relikte jüdischen Lebens der sogenannten SchUM-Städte (Mainz, Worms und Speyer) durch die UNESCO als 50. Welterbestätte in Deutschland erklärt worden. So führte unser Weg vom jüdischen Viertel mit der Judengasse und der beeindruckenden Synagoge, die auch von innen besichtigt werden konnte, zum jüdischen Friedhof "Heiliger Sand", dem ältesten am Ort erhaltenen jüdischen Friedhof in Europa. Ebenfalls erhalten ist die Mikwe, das Ritualbad, die aber derzeit saniert wird und daher nicht besucht werden kann.

 

Ein toller Abschluss der Fahrt war die Einkehr ins Weingut Göhring in Flörsheim-Dalsheim zur Vesper mit Weinprobe, wo wir freudig empfangen wurden. Von dort kam 2005 im Jahr unserer 1200-Jahrfeier der "Jubiläumswein", eine freundschaftliche Verbindung mit dem RGHV besteht seit Jahren.

Text: Ute Veit, Bilder: Carine und Karsten Brunk


Die keltischen Fürstengräber vom Glauberg

Vortrag und Exkursion zur Sonderausstellung KELTEN LAND HESSEN – EINE NEUE ZEIT BEGINNT



Die Kelten, ihre Kultur und Lebensart, ihre Handelsbeziehungen, ihre Begräbnissitten und Jenseitsvorstellungen waren Thema eines Veranstaltungskomplexes des RGHV am 5. und 6. Mai 2023.

Stephan Medschinski, seit mehr als zwei Jahrzehnten am Glauberg und seit dessen Eröffnung 2011 im Glauberg-Museum tätig, quasi "ein Mann der ersten Stunde", referierte am 5. Mai über die Entdeckung und die Bedeutung der drei Fürstengräber. Vor etwa 2500 war das exponiert liegende Plateau des "Tafelbergs" Glauberg keltisch besiedelt auf einer etwa 12 Hektar großen Fläche, umgeben von einer 2 km langen hohen Schutzmauer. In den wissenschaftlichen Fokus rückte der Glauberg, nachdem Ende der 1980-er Jahre luftbildarchäologisch dort ein eingeebneter großer Grabhügel entdeckt wurde. Ausgrabungen förderten 3 Gräber mit herausragenden Grabbeigaben zutage. Die Sensation war perfekt, als 1996 am Grabhügel die lebensgroße Statue des "Keltenfürsten" ausgegraben wurde, dessen steinerne Ausstattung sich in den Grabbeigaben in Grab 1 wiederfindet, die Waffen, der Schmuck und Teile der Mistel-Blattkrone, die den Bestatteten auch als einen frühen Druiden ausweisen könnte.

Die Theorie wurde durch Stephan Medschinki am Folgetag im Glauberg-Museum lebendig. In einer spannenden Führung konnten sich die Teilnehmer ein Bild von der hohen handwerklichen und künstlerischen Qualität der Grabbeigaben machen, die zum Teil im Rahmen der rekonstruierten Fundsituation dargestellt waren. Mit einem Blick vom Dach des Museums auf den Grabhügel, die Prozessionsstraße und in die Weite der rapsblühenden Landschaft verabschiedete der Referent die Teilnehmer zu Kaffee und Kuchen im Bistro. Bei ihm und der als Gast zum Vortragsabend gekommenen Direktorin der Keltenwelt am Glauberg, Frau Dr. Vera Rupp, die engagiert Aus- und Rückblicke in die Arbeit des Museums gab, bedankt sich der RGHV herzlich.

Text und Bilder: Ute Veit


Mundart vom Feinsten mit "Meelstaa"

Wie es sich für einen Geschichtsverein gehört, wählte der RGHV-Vorsitzende Dr. Karsten Brunk in seiner Begrüßung im Rodheimer Bürgerhaus am 18. März die Worte „Es war einmal“ – denn bereits 1995 war die Vorgängerformation „Fäägmeel“ schon einmal in Rodheim zu Gast gewesen. Was dann in Form von hervorragend präsentierten Liedern und Texten folgen sollte, war nicht nur eine Reise in die Vergangenheit mittelhessischen Landlebens, geprägt vom sonntäglichen Kirchgang, dem Rattern der Landmaschinen oder dem Krähen von Nachbars Gockelhahn. So vielseitig wie die Texte auch zu zeitgenössischen Themen, die vor allem aus der Feder von Siegward Roth noch aus „Fäägmeel“-Zeiten stammen, so treffend waren auch die Mittel, die die drei Vollblut-Musiker Berthold Schäfer, Jens Schneider und Clemens Goth zur musikalischen Umsetzung benutzten. Hier wurde jedes Lied sprachlich wie musikalisch sorgsam und mit Ideenreichtum geformt, und die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten den mittelhessischen Dialekt wie eine liebevoll verpackte Kostbarkeit, der man sich mit Freude hingeben mochte.

Das Spiel mit den Worten und ihrem Klang wurde auch für diejenigen, die des Dialekts nicht mächtig waren, zum echten Genuss. Mal besinnlich und ernst, ein anderes Mal heiter und von unbeschwerter Fröhlichkeit, widmete sich das Trio einer Fülle von Themen, die den Alltag so lebens- und liebenswert machen. Kleine Ungeschicklichkeiten, etwa bei der Fehlersuche an einem vermeintlich defekten Fernseher oder beim Umgang mit dem reparaturbedürftigen Fahrrad, entlockten dem Publikum so manch ein Schmunzeln. Und als der Textpoet Siegward Roth einfühlsam die Ruhe nach einem ereignisreichen Tag schilderte, lauschten die Zuhörer so aufmerksam den Worten des Erzählers, dass man gehört hätte, wenn eine Stecknadel zu Boden gefallen wäre.

Ob mit einer Parodie über die stolze Männerriege („Mir sei Kerle“) oder den notorischen Zu-Spät-Kommer („Die Weck“) einerseits, oder beim Wortspiel über das „Krogedill“ andererseits – jeder Song bestach durch seinen sensiblen Umgang mit der hessischen Mundart und ihrem besonderen Klang der Worte und ihrer Aussprache.

Der Umgang mit dem Dialekt und das Spiel mit den Lauten bescherte den Zuhörern einen vergnüglichen Abend, der nicht nur musikalische Glanzlichter zu bieten hatte. Witz und Charme vereinigten sich zu einem vergnüglichen Gemisch mittelhessischer Unterhaltung, bei der Text und Musik einander wirkungsvoll ergänzten.

Natürlich durfte auch die fast schon legendäre „Rure-Roiwe-Robbmaschin“ an diesem Abend nicht fehlen – wenn auch erst in der mehr als verdienten Zugabe. Der Abend dürfte als gelungenes Beispiel für den Erhalt des hiesigen Kulturgutes in die Bücher des RGHV eingehen.

Text: Edelgard Halaczinsky, Bilder: Ute Veit

          


Neuerscheinung!


Band 11 (2022) der Rodheimer Hefte

Joachim Beuck:
Das Rodheimer Schöffengericht im Mittelalter und in der frühen Neuzeit

Karsten Brunk & Axel Müller-Gers:
Kulturdenkmal Königstraße 7 –
Zur Geschichte der Rodheimer Ortsbefestigung und eines historischen Fachwerkhauses und Gehöfts

Joachim Beuck:
Archäologische Grabungen im Bereich des ehemaligen Rodheimer Obertors im Jahr 2021

Joachim Beuck:
Johann Ludwig Christ (
*1739 - †1813) Zehn Jahre Pfarrer in Rodheim

Karsten Brunk:
Sommer 1783 –
Pfarrer Christ und der „Höherauch“ über Rodheim vor der Höhe

Ute Veit:
Alwin Biedenkapp –
Aus dem Leben und Wirken des letzten Rodheimer Bürgermeisters

Bezug direkt über den RGHV-Vorstand oder per Anfrage über die RGHV-E-Mail: rghv-rodheim@rodheimer-geschichtsverein.de

Preis 18 €

Für RGHV-Mitglieder kostenlos 


Das Kriegsende 1945 in der Wetterau

Ulf Wachsmuth aus Ober-Rosbach referierte am 18. November 2022 über die letzten Kriegstage in unserer Region

Obwohl sich die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1945 durch das Vorrücken amerikanischer Truppen zunehmend auf dem Rückzug und in Auflösung befand, sah sich die Bevölkerung der Taunusregion und der Wetterau auch nach der Besetzung ihrer Heimat durch die Amerikaner weiteren Kampfhandlungen ausgesetzt. Reste der stark geschwächten aber weiterhin kampfbereiten 6. SS-Gebirgsdivision „Nord“, mit der sich Ulf Wachsmuth eingehend beschäftigt hat, zogen in den letzten Märztagen um Ostern 1945 vom Taunus kommend in Richtung Büdingen. Wenige Tage später wurden sie im Raum Kefenrod von amerikanischen Truppen endgültig zerschlagen. Auf ihrem Weg hinterließen sie jedoch noch einmal eine Spur der Gewalt, es gab zahlreiche Opfer unter Soldaten und Zivilisten. Ursprünglich war diese Division der Waffen-SS in Finnland eingesetzt gewesen und auf ihrem Rückzug im Westen bereits erheblich dezimiert worden.

Ob die im Rodheimer Wald zwischen dem 31. März und dem 1. April zu Tode gekommenen acht Soldaten Opfer dieser Truppe wurden, ist ungewiss. Sie waren erschossen am 2. April 1945 von einem Kraftfahrer, der Holz aus dem Wald holen wollte, gefunden worden. Ähnliche Vorkommnisse gab es in den Nachbargemeinden Ober Rosbach und Köppern, auch in Ockstadt. Die Toten wurden auf den jeweiligen Gemeindefriedhöfen bestattet, die Ruhestätten als Kriegsgräber gekennzeichnet. Die in Rodheim Bestatteten konnten bis auf einen Soldaten namentlich identifiziert werden. Auffallend ist, dass zumindest die im Rodheimer Wald aufgefundenen Soldaten verschiedenen Truppenteilen angehörten, so dass davon ausgegangen werden kann, dass hier Menschen versuchten, in den ausgehenden Kriegswirren ihre Heimatregionen zu erreichen.

Hölzerne Grabkreuze der im Rodheimer Wald getöteten Soldaten auf dem Rodheimer Friedhof

Sieben der in Rodheim bestatteten Soldaten wurden 1966 auf den Kriegsgräberfriedhof in Ulrichstein im Vogelsberg umgebettet. Die Grabstätte von Fritz Lösner blieb in Rodheim und befindet sich heute südlich der alten Trauerhalle.

 Ulf Wachsmuth hat in Zusammenarbeit mit dem Buchautor Dr. Roland Krebs ("Die letzte Schlacht im Taunus") eine Fülle von Informationen zusammengetragen und dem zahlreich erschienenen Publikum die tragischen Ereignisse der letzten Kriegstage 1945 lebendig werden lassen.

Text: Ute Veit


Das Rodheimer Schöffengericht im Mittelalter und in der frühen Neuzeit

Vorstandsmitglied Joachim Beuck referierte beim Rodheimer Geschichts- und Heimatverein (RGHV) am 21. Oktober 2022

Zunächst stellte der studierte Jurist die Grundlagen der modernen Rechtsstaatlichkeit, wie das vom Staat geschaffene verbindliche Recht, das staatliche Gewaltmonopol und die Gewaltenteilung vor, um den Unterschied zum mittelalterlichen Recht deutlich zu machen. Dieses war dadurch gekennzeichnet, dass die Gerichte mit Laien besetzt waren, die meistens weder lesen noch schreiben konnten. Entschieden wurde nach mündlich überlieferten Rechtsgewohnheiten, dem „alten Herkommen“. Erst ab dem 13. Jahrhundert wurde damit begonnen, die angewendeten Rechtsgrundsätze aufzuschreiben.

Besetzt waren die Gerichte mit Schöffen, deren Aufgabe es war, zu urteilen, das heißt, die Gerichtsentscheidung zu fällen. Der Richter - meist der Graf oder als dessen Vertreter der Schultheiß - leitete lediglich die Verhandlung, verkündete die Entscheidung und hatte die Umsetzung des Urteils zu verantworten.

Die älteste Urkunde, die das Gericht in Rodheim erwähnt, wurde 1305 ausgestellt. Beuck konnte darstellen, dass das Gericht aber schon vor 1255 existiert haben muss. Es tagte am Marktplatz „unter dem Spielhaus“, also in dem offenen Raum im Erdgeschoss des ehemaligen Rodheimer Rathauses. Bei schwierigen Fällen oder wenn sie uneinig waren, holten sich die Rodheimer Schöffen Rat beim Friedberger Stadtgericht.

Das Rodheimer Gericht war ein Hochgericht, das im Unterschied zu einem Niedergericht auch Körperstrafen verhängen konnte, bis hin zur Todesstrafe, was der Referent am Fall des 1583 hingerichteten Wendel Buch konkret belegen konnte. Die Kosten, die für diese Hinrichtung angefallen waren, sind in der Rodheimer Bürgermeisterrechnung von 1583 detailliert aufgeführt. Anhand von historischen Karten konnte der Referent auch zeigen, wo sich die Hinrichtungsstätte befand. Sie lag neben der Landstraße am Lohgraben, also unmittelbar an der Grenze zur Nieder-Rosbacher Gemarkung.

Zum Schluss stellte der Referent noch kurz die mittelalterlichen Gerichtsbezirke vor, die unmittelbar an Rodheim angrenzten.

Text: Ute Veit und Joachim Beuck, Foto: Ute Veit


Überwältigendes Interesse an Rodheimer Ortsgeschichte

Historischer Ortsrundgang durch Rodheim v.d.Höhe
mit Landfrauenkaffee

Mindestens 120 Teilnehmer strömten auf den Rodheimer Marktplatz am Kirchturm, wo am 9. Juli ein historischer Ortsrundgang seinen Ausgang nahm. Im Laufe der Begrüßung und Einführung durch den RGHV-Vorsitzenden Dr. Karsten Brunk und Schriftführer Joachim Beuck trafen außerdem noch die rund 20 Gäste aus den Rosbacher Partnerstädten Netschkau (Vogtland), Saint-Germain-lès-Corbeil (Frankreich) und Ciechanowiec (Polen) ein. Der Rodheimer Geschichts- und Heimatverein hatte im Rahmen der Festlichkeiten zum 50-jährigen Stadtjubiläum von Rosbach v. d. Höhe zu dieser Führung eingeladen. Und die Rodheimer Landfrauen boten mit ihrem Kaffee-Kuchen-Angebot auf dem Marktplatz eine überaus willkommene kulinarische Ergänzung dazu an.

Sechs markante Ziele innerhalb der Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissenen mittelalterlichen Ortsbefestigung wurden angesteuert. Zunächst die untere Wethgasse, wo über frühere Großbrände und Löschwasserversorgung informiert wurden. In unmittelbarer Nähe befand sich auch die im Pogromgeschehen am 10. November 1938 niedergebrannte Synagoge, an die ein Gedenkstein dort erinnert. Weiter ging es zur Hauptstraße zum Standort der frühesten lutherischen Kirche und über den Park, der bis 1906 der Rodheimer Friedhof war, zur Pfortgasse. Dort stand ehemals das Obertor der ab 1362 gebauten Ortsbefestigung. Im letzten Jahr war im Rahmen von Straßenbauarbeiten eine archäologisch begleitete Grabung erfolgt mit neuen Erkenntnissen zur Bausituation.

Nächstes Ziel war die Alte Schule (seit 2001 Kita "Alte Schule") in der Junkergasse, die 1864 als erste staatliche Schule erbaut worden war, wie der nahe Junkernhof auf damals Bellersheim'schen Grund. Die Herren von Bellersheim waren im 16. Jahrhundert von dem wüst gefallenen Ort Stürzelheim nach Rodheim übergesiedelt.

Über die Königstraße, wo an einer Stelle noch ein kleines Stück der alten Ortsbefestigung zu sehen ist, zur Thurngasse, dem Standtort des ehemals markanten Kriminalturms, vom dem heute keine Reste mehr erhalten sind. Wir kennen ihn aber aus der Ortsansicht von 1714. Letzte Station waren die Evangelische Kirche und das ehemalige Hanauer Amtshaus, das spätere Rodheimer Rathaus, und danach rief zum gemeinsamen Ausklang das köstliche Kuchenbuffet der Rodheimer Landfrauen! 

Text: Ute Veit und Karsten Brunk, Fotos: Ute Veit


Rosbach rollt

Radtour "Geschichte unserer Kulturlandschaft"

am 26. Mai

Wie im vergangenen Jahr hat der RGHV im Rahmen der Aktion Stadtradeln 2022 wieder eine Radtour angeboten. Unter dem Motto „Rosbach rollt – Auf die Räder, fertig, los!“ fanden sich dazu am 26. Mai zahlreiche Teilnehmer auf dem Rodheimer Marktplatz ein. Nach einem Abriss zur Ortsgeschichte durch das Vorstandsmitglied Joachim Beuck, ging es unter der Leitung des RGHV-Vorsitzenden Dr. Karsten Brunk auf einen 20 km langen Rundkurs durch die Landschaft.

Entlang der Fahrtstrecke der Radtour "Geschichte unserer Kulturlandschaft" gab es an einer Reihe von Punkten Wissenswertes zur Geschichte der Landschaft und deren vielfältige und nachhaltige Überprägung durch die menschliche Nutzung zu vermitteln. Hier nur eine Auswahl der vor Ort erläuterten Merkmale und Erscheinungen, wie die Entstehung von Wüstungen und Hohlwegen, die Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Alten Berges, die Entwicklung und Ausprägung von Hoheits- und Gemarkungsgrenzen, die Geschichte der Altstraßen in der Region, die Spuren der Gewinnung von Lehm, Sand, Kies und Steinen in der Landschaft, die Grabhügel aus der Bronzezeit und ein Rückblick über die geologische Entwicklung des Senkungsgebietes Wetterau mit ihren seit Jahrtausenden geschätzten Vorzügen.

Text: Karsten Brunk, Fotos: Carine Brunk


Wüstung Stürzelheim, Landwehr, Alte Burg, Erlenbachmühlen und Leitungswasser

Gemarkungswanderung am 30. April

Das Gras ist regennass und es ist kalt am 30. April – dennoch starten unter der Leitung von Karsten Brunk am späten Vormittag rund 30 Personen zu einer geschichtlichen Wanderung durch die ehemalige Stürzelheimer Terminey und bis zu den Rodheimer Mühlen am Erlenbach. Das an Burgholzhausen angrenzende Gebiet der Wüstung Stürzelheim ist heute Teil der Rodheimer Gemarkung.

Jenseits der Stürzelheimer Weide war bald der noch genau lokalisierbare Standort des burgartigen Hofes der Familien von Stürzelheim bzw. von Bellersheim erreicht. Das Anwesen im „Großen Garten“ hatte sogar den Wüstungsprozess im Gefolge der Pestwellen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts überdauert, von dem der Weiler Stürzelheim betroffen war. Spätestens im Laufe des 16. Jahrhunderts haben die von Bellersheim aber im befestigten Nachbarort Rodheim Besitz erlangt und später dort auch Wohnrecht erhalten. Das Anwesen Junkernhof zeugt bis heute davon.

Nächster Standort der Wanderung war die sogenannte Stürzelheimer Landwehr an der Grenze mit Burgholzhausen. Wie häufig und nachhaltig um den exakten Verlauf der Grenzmarken gestritten wurde, und das auch mit direkten Eingriffen und Disputen vor Ort, konnte mit Zitaten aus Grenzgangsprotokollen und mit Grenzrissen (Karten) dokumentiert werden. Entlang der letztlich seit 1783 ausgesteinten Gemarkungsgrenze ging es weiter bis an die Weinstraße, wo die Grenze der Stürzelheimer Landwehr im rechten Winkel nach Norden abknickt.

Der Weinstraße folgend, war an dieser historischen Wagenstraße oberhalb des Steilufers des Erlenbachs schon früh eine Schutzburg entstanden, die sogenannte Alte Burg von Holzhausen. Die Burganlage war bereits 1241 zerstört und nie wieder aufgebaut worden. Einige Personen mit dem Namenszusatz der damals ansässigen Lehensleute auf der Burg und im benachbarten Holzhausen, die sich ab etwa 1200 als von Holzhausen bezeichneten, haben vor allem im Stadtadel von Frankfurt nachhaltige Spuren hinterlassen.

Spätestens im 18. Jahrhundert sind die Burggräben verschüttet worden, auf deren südlichen Abschnitten später der Friedhof der Rodheimer Synagogengemeinde, zu der u.a. auch Burgholzhausen gehörte, angelegt wurde. Um 1830, 1842 und 1882/83 kam es zu Erweiterungen des Areals, das in der Nacht zum 10. November 1938 Nazi-Schergen geschändet und zerstört haben.

In Anbetracht des kühlen Wetters war anschließend eine Picknick-Pause am Erlenbach sehr willkommen. Im Windschutz eines Pavillons hatten hier Margot Mehring und Ute Veit etwas Leckeres zum Verzehr im Angebot.

Auch Rodheim hat mindestens eine ehemalige Mühle am Erlenbach, nämlich die Dickmühle. Sie wurde, wie auch die oberhalb am gleichen Mühlgraben liegende Tannenmühle, über lange Zeit von Müllern der Familie Vorbach betrieben, von denen seit langem ein Zweig bis heute in Rodheim beheimatet ist. Unterschiedliche Auffassungen gibt es seit Jahrhunderten bezüglich der territorialen Zugehörigkeit der Tannenmühle (auch bekannt als gebrannte Mühle oder Grunermühle). Also wieder Streitigkeiten mit teilweise kuriosen Ereignissen, die ihren Niederschlag in historischen Grenzrissen und Protokollen gefunden haben. Noch heute teilt die Gemarkungsgrenze das Gelände der seit 1959 nicht mehr betriebenen Mühle.

Auf dem Rückweg über den alten Mühlweg war schließlich ein Bauwerk auf dem Stotzenberg der letzte Haltepunkt. Der mit „Wasserversorgung Rodheim und Holzhausen 1927“ beschriftete Hochbehälter gehört zu den wichtigsten Meilensteinen in der langen Geschichte der örtlichen Wasserversorgung, als eine neue Wasserleitung aus Ober-Rosbach die Trinkwasserversorgung aus den innerörtlichen Brunnen ersetzte. Zu dem 1928 fertiggestellten Großprojekt gehörte neben individuellen Hausanschlüssen für das Leitungswasser auch der Bau einer Kanalisation. Bemessungsgrundlagen für den Wasserverbrauch waren bis 1953 nicht die tatsächlichen Wassermengen in m³, sondern Kriterien wie u.a. die Personenzahl im Haushalt, das Vorhandensein von Bad/Klo und die Anzahl an Stück Großvieh/Kleinvieh.

Text: Karsten Brunk, Fotos: Carine Brunk und Ute Veit


Eine Übersicht über das Jahresprogramm 2022 finden sie auf der Seite Veranstaltungen!