Archiv 2020Vereinsaktivitäten und Veröffentlichungen
Roaremer und Wetterauer Mundart zum Anhören
Im Februar 2020 fand in Rodheim der Mundartabend mit dem Titel "Earsse unn hursche" statt - siehe Berichterstattung und Fotos dazu unten. Die Dialekt-Kostproben der vortragenden Sprecherinnen und Sprecher aus Roarem, sowie als Gast Frau Gerda Bonarius aus Steinfurt, sind aufgezeichnet worden. Diese Tondokumente haben wir inzwischen auf CDs gebrannt und Anfang Dezember unseren Mitgliedern als vorweihnachtliches Geschenk überreicht.Weitere Kopien der Audio-CD können gegen ein Entgelt von 10 Euro erworben werden. Erhältlich bei Frau Margot Mehring in der Junkergasse 14, 61191 Rosbach-Rodheim vor der Höhe, Tel. 06007-243 7.
Foto: Joachim Beuck Die vorgesehene Gedenkveranstaltung
zur Erinnerung an das Novemberpogrom 1938 konnte in diesem Jahr nicht wie
vorgesehen stattfinden.
Alwin Biedenkapp
Aus dem Leben und Wirken
Familiäre Hintergründe und die ersten Lebensabschnitte im dörflichen
Kontext standen am Anfang der Ausführungen. Dazu gehörten der Besuch der
Kleinkinderschule und der Volksschule, sowie die Konfirmation im Frühjahr
1935, gefolgt von der knapp vierjährigen Lehre und Ausbildung zum
Schriftsetzer in Friedberg. Nach nur wenigen Monaten der Berufstätigkeit als
Maschinensetzer bestimmte dann ab dem Herbst 1939 der 2. Weltkrieg für 5 ½
lange Jahre das Schicksal des jungen Mannes als Soldat. Viele Stationen
seines Kriegseinsatzes, die von der Bretagne bis in den Kaukasus reichten,
hat Alwin Biedenkapp mit der eigenen Kamera dokumentiert und kritisch
kommentiert – Zitat: „Der Größenwahnsinn kannte keine Grenzen mehr.
Nachdenken durfte man darüber nicht. Wir saßen alle im gleichen Schiff, das
von einem Irren gesteuert wurde. Aussteigen hätte ohnehin den Tod bedeutet“.
Bereits ein Jahr nach dem Kriegsende begann dann sein kommunalpolitisches
Wirken im Dienste der Gemeinde Rodheim vor der Höhe - zunächst bis Ende 1960
als Kassenverwalter und anschließend bis 1972 als Bürgermeister. In der
ersten Periode galt es zunächst die kriegsbedingten Herausforderungen in der
Gemeinde zu bewältigen. Anschließend war er maßgeblich an der Realisierung
von Großprojekten beteiligt, die Rodheim heute noch besonders prägen, wie
das Schwimmbad und der Kindergarten mit Dorfgemeinschaftshaus. Besondere
Anerkennung erwarb sich Alwin Biedenkapp ab 1961 in den 12 Jahren im Amt des
Bürgermeisters, in denen er zahlreiche weitere Projekte angestoßen,
begleitet und umgesetzt hat, wie z.B. die Errichtung der am 20. August 1966
eröffneten Mittelpunktschule - Erich Kästner-Schule. Das vielfältige und
überaus engagierte öffentliche Wirken für seine Heimatgemeinde fand dann ein
Ende mit dem Verlust der kommunalen Eigenständigkeit Rodheims im Jahr 1972 –
ein Vorgang, der für Alwin Biedenkapp besonders schmerzlich gewesen war.
Text: Karsten Brunk Earsse unn hursche Ein vergnüglicher Mundartabend beim
Rodheimer Geschichts- und Heimatverein Dem RGHV war mit Gerda Bonarius aus
Steinfurth eine "muttersprachliche" Wetterauerin begegnet, für die Dialekt
noch Alltag ist. Wer so schön "babbele" kann, wird auch schon mal ins
Fernsehen eingeladen: Frau Bonarius hat mehrfach im "Hessenquiz" die
Mundart-Parts gesprochen, wenn Wetterauer Platt gefragt war. Die
Ehrenvorsitzende der Rosisten, des Heimat- und Geschichtsvereins Steinfurth,
erklärte den Zuhörern zunächst die Vielfältigkeit des Wortes "ebbes", bevor
das klebrige Geschehen um die alljährliche häusliche Marmeladen- und
Geleeproduktion beschrieben wurde. Steinfurther Geschichten und die dortige
Rosenzucht kamen auch nicht zu kurz. Margot Mehring und Ute Veit bereiteten den Zuhörern mit einem Telefonat zwischen der in Kur befindlichen Mutter und der zu Hause gebliebenen minderjährigen Tochter, nach deren Einschätzung daheim "alles in Urdnung" sei, sichtliches Vergnügen. Nach der Pause, in der Kostproben von
Steinfurther "Bouweschenkel", die die Gastrednerin mitgebracht hatte, und
Rodheimer Grieben-Kratzkuchen aus der Mehring'schen Küche gereicht wurden,
konnte Erika Ulherr von intriganten Versuchen einer Nachbarin berichten.
Wolfgang Schäfer rezitierte 2 Gedichte seines Urgroßvaters, des
"Selzer-Richard", von dem viele mundartliche Aufzeichnungen erhalten sind.
Walter Soff ließ in manchem Zuhörer die Tage der Hausschlachtung aufleben,
und dass einige Schoppen Apfelwein das klare Unterscheiden vom Essen für
Hausherr und Hausschwein trüben, wusste Margot Mehring zu erzählen. Ute Veit
gab aus dem mundartlichen Fundus ihres Vaters, Alwin Biedenkapp, einige
Rodheimer Begebenheiten zum Besten. Alles im schönsten "Roaremer Platt"! Spontane Wortmeldungen von Detlef
Schneider und vom „Wiene-Wolfgang“, der einiges über die Eigenarten seiner
Großeltern kundtat, bereicherten wunderbar das Zusammensein.
Bildauswahl vom Mundartabend Fotos: Joachim Beuck und Karsten Brunk
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