Abriss der Geschichte Rodheims vor der Höhe

Die im fränkischen Gau Wetreiba gegründete Siedlung Rodheim wurde als villa Rodeheim erstmals im Jahr 805 (806 oder 807) im Lorscher Codex urkundlich erwähnt. Im Hohen Mittelalter gehörte Rodheim zum Herrschaftsbereich der Konradiner, der Bertholde oder Grafen von Nürings und der Herren von Hagen-Arnsburg bzw. von Münzenberg.

Mit dem Aussterben der Münzenberger im Mannesstamm 1255 wurde Rodheim zunächst unter 6 Erben aufgeteilt, darunter die Herren von Hanau und Falkenstein. Während der Anteil Hanaus bis 1366 unverändert blieb, konnte Falkenstein seinen Anteil bis 1286 auf 5/6 vergrößern und auch bis 1366 behaupten. Diese Machtverhältnisse hielten Ulrich III. von Hanau nicht davon ab, Rodheim ab 1354 (1362 auch mit kaiserlicher Erlaubnis) zu befestigen und einen burglichen Bau zu errichten. Außerdem wurden Rodheim 1362 die Freiheiten von Frankfurt und ein Wochenmarkt gewährt. Infolge der baulichen Maßnahmen kam es zum Reichskrieg gegen Falkenstein, der zu Gunsten Hanaus ausging. Durch den Friedensvertrag von 1366 erhöhte sich der Anteil Hanaus an Rodheim auf die Hälfte. Die Falkensteiner Hälfte gelangte 1419 an Eppstein, von 1433 bis 1535 an Eppstein-Königstein und anschließend bis 1572/78 an Stolberg-Königstein.

Die Herren (seit 1429 Grafen) von Hanau bzw. seit 1458 die Grafen der Linie Hanau-Münzenberg (so genannt ab 1496) wurden 1578 durch Kauf der Stolberg-Königsteinischen Hälfte die alleinigen Ortsherren von Rodheim. Wegen fehlender Erben fiel die Grafschaft 1642 an die zweite Hanauer Linie, die Grafen von Hanau-Lichtenberg. Mit dem Ableben des letzten Grafen dieser Linie kam die Grafschaft 1736 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel.

1454 wurde unter dem alten Rodheimer Rathaus ein Markweistum bezüglich der gemeinschaftlich genutzten Rodheim-Köpperner Mark aufgezeichnet. Zunehmend schärfere Auseinandersetzungen über die Nutzungsrechte des Waldes zwischen Rodheim und Köppern führten schließlich 1738 zur Teilung der Rodheim-Köpperner Mark. Wenige Jahrzehnte zuvor hatte die Gemarkung Rodheim durch die Übernahme der Hälfte der ehemaligen Oberpetterweiler Gemarkung einen letzten bedeutenden Flächenzuwachs erfahren; die Gemarkungsareale der anderen bereits im Spätmittelalter wüst gefallenen Orte Leichen, Stürzelheim, Wirtheim und (teilweise) Beinhards waren schon wesentlich früher in der Rodheimer Gemarkung aufgegangen.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts folgte der Übergang vom Katholizismus zur evangelischen Lehre. Zu einem weiteren Wechsel kam es 1596, als durch eine Kultreformation der reformierte (calvinistische) Glaube eingeführt wurde. Als bauliches Zeugnis ist von der mittelalterlichen und später reformierten Kirche noch der um 1475 errichtete Kirchturm erhalten. Parallel zur reformierten Gemeinde entwickelte sich ab 1672 eine lutherische Gemeinde, die seit 1679 auch ihre erste eigene Kirche hatte. Die heutige evangelische Pfarrkirche wurde 1735 fertiggestellt und von der lutherischen Kirchengemeinde genutzt. Beide Konfessionsstränge kamen durch die Union von 1819 wieder zusammen.

Die seit 1640 nachweisbaren jüdischen Bürger konnten 1863 ihre Synagoge einweihen – diese wurde 1938 durch die Rodheimer SA angezündet und brannte völlig aus. Die katholische Gemeinde verzeichnete erst durch Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg eine rasche Entwicklung, die mit der Einweihung ihrer Kirche 1954 einen Höhepunkt hatte.

Nach den teilweise verheerenden, kriegs- und pestbedingten Niedergängen des 17. Jahrhunderts, werden mit dem 18. Jahrhundert auch in Rodheim erste Wachstums- und Modernisierungsschübe erkennbar. Noch zur hanauischen Zeit entstand eine neue „Vorstadt“ nordöstlich des befestigten Ortskernes. Während der Epoche unter Hessen-Kasselscher Hoheit (1736 bis 1806) wurde ein neues Amtshaus (das spätere Rodheimer Rathaus) errichtet und Grenzregulierungen fanden ihren Niederschlag in mehreren Grenzkarten und der ersten Gemarkungskarte. Initiativen zur Verbesserung der Landnutzung sind dem Pfarrer der lutherischen Gemeinde Johann Ludwig Christ (von 1776 bis 1786 in Rodheim) zu verdanken.

Neue Entwicklungsimpulse folgen dann während der Zugehörigkeit Rodheims zum Großherzogtum Hessen(-Darmstadt) von 1810 bis 1918. Hervorzuheben sind hier die Verwaltungsreform von 1821, die erste katastermäßige Erfassung der Gemarkung (1842-48), der Bau der Rodheimer Schulhäuser 1863/64 und 1911/12, der Bau einer neuen Wassergewinnungsanlage 1867/68, die Eröffnung einer Kaiserlichen Postagentur 1872, der Anschluss an das Telefonnetz 1885 und an das Stromnetz 1913, die Flurneuordnung im Rahmen der ersten Flurbereinigung 1893-95 und die Einweihung der Eisenbahnstrecke Friedberg-Friedrichsdorf 1901. Nach dem 1. Weltkrieg – jetzt gehörte Rodheim zum Volksstaat Hessen – waren der Kanal- und Wasserleitungsbau in den Jahren 1927/28 bedeutende Schritte zur Modernisierung des Dorfes.