Exkursion/Führung

am

05.07.2025

Der „Alte Dom“ St. Johannis, der Dom St. Martin und die Chagall-Fenster in St. Stephan

Exkursion des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins nach Mainz


Geplant war 2013 der Einbau einer Fußbodenheizung in die evangelische St. Johanniskirche in Mainz, aber mit Öffnung der Bodenschichten ergab sich eine archäologische Sensation! 8 Meter tief grub man sich durch mittelalterliche, frühottonische, spätkarolingische und merowingische Reste von Vorgängerbauten bis hin zu römischen Baubefunden. Almut Stute, Wahl-Rodheimerin, Kirchenvorstandmitglied, von Hause aus Kunsthistorikerin und Kirchenpädagogin, die in der evangelischen Gemeinde St. Johannis in Mainz tätig ist, führte die RGHV-Mitglieder kenntnisreich mit spannenden Fakten durch die mit Baugerüsten gesicherte Ausgrabung im „Alten Dom“, der nach dem Trierer Dom zweiältesten erhaltenen Bischofskirche in Deutschland.

Er wurde im Jahr 910 n. Chr. nach Umbauten geweiht und war die Bischofskirche des Erzbistums Mainz bis zur Weihe des „neuen“ Doms St. Martin im Jahr 1036. Im Jahr 1021 wurde Erz-Bischof Erkanbald im Alten Dom bestattet, dessen Sarkophag bei den Ausgrabungen gefunden und dessen sterbliche Überreste 2019 bei Öffnung des Sarges untersucht werden konnten.

Gestärkt nach einem guten Mittagessen empfing uns die Kunsthistorikerin Sabrina Faulstich zu einer Führung im Dom St. Martin, der zu den Kaiserdomen gehört, von Erzbischof Willigis erbaut wurde und im Jahr 1009 am Tag seiner Weihe abbrannte, verursacht wohl durch die festliche Illumination. Erst 1036 konnte der Dom nach dem Wiederaufbau genutzt werden. Willigis erlebte die Weihe des neu aufgebauten Doms nicht mehr und wurde in St. Stephan beigesetzt, unserem nächsten Ziel. Dort zogen uns die neun beeindruckenden blauen Fenster in ihren Bann, die von Marc Chagall auf Initiative des dortigen Pfarrers Klaus Mayer zwischen 1978 und 1985 geschaffen wurden. Chagall, jüdischer Abstammung, in Russland geboren und später in Frankreich lebend und arbeitend, wollte sie als Zeichen jüdisch-christlicher Verbundenheit und deutsch-französischer Freundschaft verstanden haben, als Zeichen für Völkerverständigung und Frieden. Die Theologin Michaela Grosche hatte uns vorab Einblicke in deren Entstehungsgeschichte und Thematik vermittelt und so unser Verständnis geschult. Herzlichen Dank dafür!


Text: Ute Veit, Fotos: Karsten Brunk und Ute Veit