Vortrag

am

15.02.2019

Martin Luther und die Juden

Vortrag von Prof. Dr. Friedrich Battenberg, Darmstadt/Erzhausen

Der RGHV hatte am 15. Februar zu einer Vortragsveranstaltung zum o.g. Thema in das Forum Faselstall geladen. Der voll besetzte Raum bewies das hohe Interesse an der Thematik, die mit dem Referenten, Professor Friedrich Battenberg, hervorragend fachlich präsentiert wurde. Die Verbindung zu diesem Rechtswissenschaftler, ehemaligem Leiter des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt und ausgewiesenem Fachmann für jüdische Geschichte, war durch den Nieder-Rosbacher Ortsvorsteher, Dr. Volker Hofmann, zustande gekommen.

Martin Luther, sein Leben und sein Urteil zu vielen Themen rückten im Rahmen des 500-jährigen Reformationsjubiläums im Jahr 2017 ins Licht der Öffentlichkeit, wenn auch gerade die Facette seiner Einstellungen zum Judentum eher weniger beleuchtet wurde. Luther äußerte sich als Theologe jedoch vielfach dazu. War er im Jahr 1523 noch Verfechter einer gesellschaftlichen Integration der Juden, so entwickelte er ab 1525, wohl aufgrund fehlender „Missionserfolge“ und aus Sorge um seine reformatorischen Bestrebungen, eine zunehmend kritische und ablehnende Haltung ihnen gegenüber. Diese gipfelten nach 1538 in Empfehlungen und Forderungen, die „verstockten“ Juden des Landes zu verweisen und ihre Synagogen zu verbrennen. Bereits 1536 hatte Johann Friedrich I. von Sachsen Juden den Aufenthalt im Kurfürstentum verboten, worauf der Rabbiner Josel von Rosheim, der damalige Anwalt der Juden im Reich, bei Luther um Fürsprache zur Aufhebung des Verbots bat. In einem Brief an Josel von Rosheim begründet Luther 1537 sachlich aber unnachgiebig, warum er sich dazu außerstande sieht.

Auf hohem Niveau gelang es Prof. Battenberg, die Zuhörer in die Lebens-, Gedanken- und Glaubenswelt des 16. Jahrhunderts mitzunehmen, in der der Teufel durchaus real war.