Exkursion/Führung

am

03.06.2021

„Rosbach rollt“ mit dem RGHV: Eine Geschichts- und Landschaftstour durch die Gemarkungen

Unter dem Motto „Rosbach rollt“ nimmt die Stadt Rosbach v.d. Höhe auch in diesem Frühsommer wieder an der deutschlandweiten Klimaaktion STADTRADELN teil. Mit Unterstützung verschiedener Vereine und Organisationen wurden interessante Radtouren angeboten. So führte der Rodheimer Geschichts- und Heimatverein (RGHV) mit Unterstützung des Heimatgeschichtsvereins Rosbach (HGV) am 3. Juni eine Geschichts- und Landschaftstour durch die Rosbacher Gemarkung durch. Geleitet wurde sie von Dr. Karsten Brunk, dem Vorsitzenden des RGHV, der die Route auch ausgearbeitet hatte.

Pünktlich um 14.00 Uhr versammelten sich an der Adolf-Reichwein-Halle in Rosbach die angemeldeten Tour-Teilnehmer. Schon nach einer kurzen Wegstrecke gab es den ersten Halt. An der Wasserburg in Nieder-Rosbach wurden die Radler von Dr. Michael Limlei, Vorstand des HGV, begrüßt. Danach informierte sein Vereinskollege Herr Heinz Rahn über die wechselvolle Geschichte der Wasserburg.

Nachdem die Gruppe Nieder-Rosbach verlassen hatte, erreichte sie eine Anhöhe am Rande der ehemaligen Kiesgrube “Auf dem Köppel“. Von dort konnte sie einen wunderbaren Ausblick über die Wetterau bis hin zum Vogelsberg genießen. Dieser Standort bot Dr. Karsten Brunk die Gelegenheit, anschaulich die geologischen Ursachen, die zur Entstehung dieser Landschaft geführt hatten, zu erläutern.

Die nächste Station der Radtour waren die Hügelgräber im Beinhardswald. Dieses vorgeschichtliche Grabhügelfeld war hier in der Bronze- oder frühen Eisenzeit angelegt worden – wie damals üblich auf Anhöhen. Leider hat es immer wieder Grabräuber gegeben, die Hügelgräber im Laufe der Zeit ausgeplündert hätten.

Von hieraus führte die Route entlang von Getreidefeldern bis zum Hamstergraben östlich von Rodheim. Hier stellte Dr. Karsten Brunk den Teilnehmern den unsichtbaren „vierten und ältesten Ortsteil“ in der Rosbacher Gemarkung vor. Es handelt sich um den heute nicht mehr existierenden Ort Leichen (auch Lichen), der im Jahr 775 erstmals urkundlich erwähnt und vermutlich im Spätmittelalter aufgegeben wurde. Noch heute deuten alte Flurnamen, wie „Hinter der Leicher Kirche“ oder „Im Leicher Feld“, auf die Existenz dieses Ortes hin. Auch wenn von dem Ort selbst nichts mehr zu erkennen ist, so zeichnet sich die Leicher Straße, eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in der Wetterau, durch eine deutlich sichtbare Vertiefung im Gelände ab.

Der nächste Halt in Rodheim war nun schnell erreicht. Dort auf dem Marktplatz angekommen, berichtete Herr Joachim Beuck vom RGHV-Vorstand den Teilnehmern, dass Rodheim dank eines Privilegs Kaiser Karl IV mit einer mittelalterlichen Befestigung versehen werden konnte, deren Mauer den Ort umschloss und nur von den beiden Toren, dem Ober- und dem Untertor, unterbrochen wurde. Joachim Beuck wies darauf hin, dass zu dieser Zeit der Marktplatz noch ein ganz anderes Aussehen gehabt hatte. Zwei Gebäude, die prägend für diesen Platz waren, nämlich das alte Rathaus und die spätmittelalterliche Kirche seien im 19. Jahrhundert abgerissen worden. Da auch der Nachfolgebau der Kirche bereits in den 1950er Jahren wegen Baufälligkeit ebenfalls abgebrochen wurde, entstand die heutige Situation, dass der mittelalterliche Kirchturm nun ohne Kirchenschiff dasteht.

Außerhalb von Rodheim folgte die Tour zunächst dem Kreuzweg. Dort machte Herr Dr. Karsten Brunk die Gruppe auf die rechts vom Weg gelegene „Lettkaut“ aufmerksam. An dieser Stelle wurde, wie an vielen Stellen in der näheren Umgebung von Rodheim, früher Lehm für die Ziegelherstellung abgebaut. Möglicherweise gehen die Anfänge der Abgrabungen auch schon auf das Mittelalter zurück, als die Töpfer der nahe gelegenen Wüstung Wirtheim hier ihren Rohstoff gewannen.

Weiter Richtung Westen fahrend, erreichte die Gruppe schließlich die Weinstraße, der sie dann nordwärts folgte. Deren Name hat nichts mit dem Getränk zu tun, sondern leitet sich von „Wän“ oder „Waan“ für Wagen ab und bedeutet somit eigentlich „Wagenstraße“. Am westlichen Rand des Beinhardswaldes wies Dr. Karsten Brunk auf tiefe Geländeeinschnitte (Hohlwege) hin. Hierbei handelt es sich um die deutlich sichtbaren Errosionsspuren, die eine Jahrhunderte dauernde Benutzung der Weinstraße hervorgerufen hatte.

Südwestlich von Ober-Rosbach gab es nochmals auffällige Geländeformationen zu betrachten. Sie sind, wie Dr. Karsten Brunk ausführte, Zeugnisse des früheren Bergbaus in diesem Gebiet. Bis in die 1920er Jahre wurde dort Manganerz gewonnen und zwar sowohl bergmännisch als auch im Tagebau. Sichtbar geblieben sind nur die Abraumhalden.

Als letzte Station entlang der ca. 3-stündigen Rundtour erreichten die Radler den Marktplatz von Ober-Rosbach. Hier wurden sie wieder von Mitgliedern des HGV erwartet, von denen Herr Horst Pauly Interessantes über die Gebäude rings um den Marktplatz zu berichten hatte. Nachdem die Gruppe anschließend die 1883 in Ober-Rosbach gepflanzte Luthereiche passiert hatte, kehrte sie mit gut 18 Radelkilometern zum Startpunkt zurück.

Text: Joachim Beuck, Fotos: Carine Brunk