Exkursion/Führung

am

10.05.2019

Der Feldberg als Erinnerungsort

Vortrag von Gregor Maier am 10. Mai 2019

Der Feldberg – für die einen mag er nur die höchste Erhebung des Taunus‘ sein. Für Gregor Maier, Leiter des Fachbereichs Kultur des Hochtaunuskreises und des Kreisarchivs, ist er ein Ort lebendiger Geschichte und Gegenwart und das vermochte er in einem wahren Feuerwerk an Informationen den Zuhörern im voll besetzten Forum Faselstall des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins (RGHV) am letzten Freitag nahe zu bringen.

Ein Ort der Mystik – bereits 1046 wurde der Brunhildisfelsen auf dem Feldbergplateau erstmals erwähnt. Erasmus Alber, Humanist, Theologe und Fabeldichter des frühen 16. Jahrhunderts, war der Feldberg einen Exkurs in seinen Reisebeschreibungen wert. Die veränderte Naturbetrachtung, die Höhe, die „Erhabenheit“, das Panorama, sprach die Menschen in der Romantik an, wobei die Taunusromantik als das kleine Geschwisterchen der Rheinromantik folgte, so Maier.

Natürlich war Goethe hier und als „ästhetisches Erlebnis“ beschreibt Johann Ludwig Christ, seit 1776 Pfarrer in Rodheim, ab 1786 Oberpfarrer in Kronberg und bekannter Pomologe, sein Empfinden beim Blick von dort in die Weite der Landschaft. Sogar die Turmspitze des Straßburger Münsters, des damals mit 142 m höchsten Gebäudes der Welt, meinte man von dort gesehen zu haben! (Anmerkung: Aufgrund der Erdkrümmung und topographischer Hindernisse, wie der östliche Rand des Pfälzer Waldes, ist dies jedoch nicht möglich).

Politische Strömungen eroberten den Feldberg ab Oktober 1814, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, der Feldberg wurde zum festlichen Symbol von „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Die patriotisch orientierte Turnerbewegung, maßgeblich vorangetrieben durch den „Frankfurter Turnvater“ August Ravenstein, fand im Feldbergplateau das Ziel von Wander- und Turnfahrten und ab 1844 den Austragungsort für die Feldberg-Turnfeste. 1868 wurde hier der Taunus-Club gegründet, August Ravenstein, Kartograph, war einer der treibenden Kräfte hierfür wie auch für die Planung und Finanzierung des Baus von festen Unterkünften auf dem Gipfelplateau. Damit war die touristische Blütezeit des Feldbergs eingeläutet, der ab der 1920-er Jahre die Erschließung für den Autoverkehr folgte.

Große Entwicklung hätte der Feldberg nehmen können: Ernst Ritter von Marx, ab 1904 Landrat des Obertaunuskreises, hatte ihn als Austragungsort Olympischer Spiele angedacht und konnte ihn sich als patriotischen Symbolort im Rahmen des Wagner-Booms als „Zweites Bayreuth“ vorstellen. Die Pläne für die Freiluft-Arena waren bereits fertig!