„Wir stehen hier an einer besonderen Stelle für die Rodheimer Ortsgeschichte, denn das ist der Ort, an dem Rodheim seine sakralen Wurzeln hat“, meinte Karsten Brunk, Vorsitzender des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins (RGHV) am Mittwochnachmittag. Am 18.12.2013 war er am Fuße des Alten Kirchturms mit Bürgermeister Thomas Alber, Ortsvorsteher Rainer Schaub sowie Vertretern der Kita Regenbogen und RGHV-Vorstandsmitgliedern zusammengekommen, um von Mainova-Vorstand Peter Birkner die Zusage entgegenzunehmen, dass der Energieversorger einen Zuschuss von 10 000 Euro bewilligt hat. Das Geld soll verwendet werden für die Gestaltung von historischen Mauerverläufen auf jenem Areal, unter dessen Grasnarbe sich die Fundamente ehemaliger Kirchenbauten befinden.
In einem Teil des Areals will man die Grundmauern freilegen und das Mauerwerk möglichst originalgetreu wieder so weit hochziehen, dass der Grundriss der einstigen Kirchen für jedermann ebenerdig erkennbar wird. Brunk hat sich intensiv mit den verschiedenen Rodheimer Kirchbauten beschäftigt, welche einst genau dort gestanden hatten, wo heute die Kita Regenbogen über Gebäude und Außenanlagen verfügt, und wo zahlreiche Kinder und Eltern jeden Tag vorbeigehen. Bei seinen Recherchen konnte sich der Lokalhistoriker auf historische Pläne und auf die Befunde einer 1985 durchgeführten archäologischen Grabungskampagne stützen. Diese waren vom damaligen Pfarrer Fritz Dahmen angeregt worden. Die Grabungsergebnisse und umfassende historische Recherchen fanden ihren Niederschlag in dem 1992 erschienenen Buch „Die alte Kirche in Rodheim vor der Höhe“.
Immer wieder hatten die Rodheimer im Laufe der Jahrhunderte ihre Kirche(n) an dieser Stelle erbaut, umgebaut oder abgerissen, bis nach dem Abriss der zuletzt errichteten „Großen Kirche“ im Jahr 1956 mit dem Bau des „Musterkindergartens“ begonnen wurde, der heute noch steht. Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Kita in 2008 hatte die damalige Elternbeirätin und spätere Fördervereinsvorsitzende Sybille Ullrich eine Ausstellung über die Entstehungsgeschichte des Hauses angeregt. „Damals sind wir mit dem RGHV zusammen gekommen, und heraus kam jene Idee, die wir jetzt verwirklichen können“, berichtete Ullrich. In schriftlicher Form sind die Erträge der Ausstellung bereits 2009 unter dem Titel „Vom Kirchhof zum Kindergarten“ im Band 7 der Rodheimer Hefte veröffentlicht worden.
Zur Vorgeschichte des Geländes gehört auch der mittelalterliche und frühneuzeitliche Kirchhof, der sich im unmittelbaren Umfeld der alten Kirchbauten befand. Dieser ehemalige Friedhof führte zuletzt im Februar 2013 zu einem kurzen Baustopp, als im Zuge der Umgestaltung des Spielgeländes der Kita wieder menschliche Knochen gefunden worden waren.
„So wenige Tage vor Heiligabend geht dank Ihrer Spende ein großer Wunsch in Erfüllung“, sagte Bürgermeister Alber. Gerade zur Weihnachtszeit werde den Menschen bewusst, wie eng die Kultur mit dem christlichen Glauben verbunden sei. „Unsere kirchlichen Wurzeln sind Teil unserer Identität.“ Und diesen Wurzeln werde man in Rodheim nun mit Hilfe des Geldsegens auf die Spur kommen können, um sie auch für die Nachwelt (wieder) sichtbar zu machen. Ermöglicht wurde diese Spende auch durch den „guten Draht“ von Bürgermeister Alber und seines Amtsvorgängers Detlef Brechtel zur Mainova.
Birkner betonte, dass Projekte dieser Art nicht zu den alltäglichen gehörten, weshalb man sich der Sache ganz besonders gern angenommen habe. „Wir liefern nicht nur Energie für die Steckdose, sondern auch emotionale und kulturelle Energie“, meinte er. Als Partner der Kommunen und Menschen vor Ort engagiere sich die Mainova auch für die Region, und der Nachwuchs liege dem Konzern ganz besonders am Herzen. Deshalb unterstütze man bevorzugt Maßnahmen, die ein nachhaltiges Lernen und Erleben gewährleisteten. Das Kirchenprojekt ermögliche dies. Schon die Kleinsten, die täglich auf dem Weg zum Kindergarten an den Steinen vorbeikämen – also gedanklich über sie stolpern dürften – würden davon profitieren.
RGHV-Vorsitzender Karsten Brunk griff zufrieden zum Spaten, um zusammen mit Thomas Alber und Peter Birkner symbolisch den Beginn des Projektes zu signalisieren. „Dank Mainova erhält Rodheim ein Stück fast vergessene Geschichte zurück“, freute er sich. So könne man endlich nachholen, was bei der Überbauung des Geländes in den 1950er Jahren versäumt wurde. Damals hatte man die Grundmauern – und mit ihnen Zeugnisse der jahrhundertealten Geschichte – einfach mit Erde zugeschoben und Gras darüber wachsen lassen.