Exkursion/Führung

am

20.04.2013

Linsensuppe am Limes

Rodheimer und Rosbacher Geschichtsvereine am 20. April 2013 zu Besuch im Munitionslager Köppern

GH R 42 – Großherzogtum Hessen, Rodheim, Grenzstein 42 – so lautet die nur noch teilweise lesbare Beschriftung eines historischen Grenzsteins am Limes im Bereich des Bundeswehr-Munitionslagers Köppern. Die Bezeichnung Köppern geht auf die Zufahrt von Köppern aus zurück, auch wenn das BW-Depot selbst ausschließlich auf Wehrheimer und Rodheimer Gemarkungsgebiet liegt. Zur Vervollständigung der 2004 begonnenen Erfassung der historischen Rodheimer Gemarkungsgrenzsteine hatte Karsten Brunk im Frühjahr 2011 Kontakt mit dem Leiter Betriebsführung, Hauptmann Gross, aufgenommen und konnte daraufhin im April 2011 die ansonsten nicht zugänglichen Grenzabschnitte im Sperrgebiet begehen und die Bestandsaufnahme abschließen. Dazu gehörte auch die Dokumentation und Neueinmessung von zwei römischen Wachtürmen auf dem Gelände. Im Gespräch mit dem Leiter kam auch die Möglichkeit einer öffentlichen Informationsveranstaltung in Verbindung mit einem Besuch des Munitionslagers zur Sprache. Dieses Angebot wurde sehr gerne angenommen und mit dem Besuch der Rodheimer und Rosbacher Geschichtsvereinsmitglieder am 20. April 2013 auch umgesetzt.

Die Besuchergruppe am Munitionslager Köppern (Fotos Ute Veit und Frauke Stock)

Die wegen begrenzter räumlicher Kapazitäten auf 50 Personen beschränkte Besuchergruppe wurde zu Beginn des Besuches von Oberleutnant (OLt) Kunz, Leiter Technik, empfangen, der anschließend auch im Rahmen einer sehr guten Präsentation ausführlich über die Vorgeschichte (bis 1995 amerikanisches Militärgelände), den heutigen Status des seit 1997 eingerichteten Munitionslagers der Bundeswehr und die heutigen Aufgaben des Munitionslagers informierte. Nach dieser Einführung erfolgte eine Teilung der Gruppe, denen im Wechsel zwei Führungen geboten wurden. Zwischen den Führungen wurden die Besucher mit einer hervorragenden Linsensuppe in der Kantine verwöhnt. Die Veranstalter danken OLt Kunz, seinen Mitarbeitern und dem Kantinenpersonal ganz herzlichen für ihre informative, logistische und kulinarische Gastfreundschaft an einem normalerweise dienstfreien Samstag.

Ausgabe der köstlichen Linsensuppe in der Kantine

Von Seiten der Bundeswehr wurde den Besuchern eine Führung von OLt Kunz durch die umfangreiche Munitions-Mustersammlung geboten. Anhand der dort ausgestellten Exponate bekamen die Gäste einen sehr gut dargebotenen Überblick über die bei der Bundeswehr eingeführte Munition und deren Wirkungsweise. Diese Vorstellung schloss auch Vergleiche mit der ebenfalls in der Sammlung enthaltenen Munition aus russischer und DDR-Produktion ein.

In der Munitions-Mustersammlung

Die historischen Aspekte innerhalb des Munitionslagers, also die Relikte des römischen Limes und der historischen Gemarkungsgrenzen, wurden der zweiten Gruppe durch Dr. Carsten Wenzel und Dr. Karsten Brunk bei einer Wanderung entlang des Limesabschnittes präsentiert. Im Angesicht des hier teilweise noch gut erhaltenen UNESCO-Weltkulturerbes Limes und der römischen Wachturmreste zeichnete der mit der römischen Geschichte sehr gut vertraute Archäologe Carsten Wenzel die Entwicklung sehr anschaulich nach.

Limesverlauf im Übersichtsplan und im Munitionslager im Hintergrund

In den den Römern folgenden geschichtlichen Epochen wurde die bereits markierte Grenzlinie bis in die Gegenwart gerne zur Abgrenzung von Territorien, Provinzen und/oder Gemarkungen übernommen. Zu dieser Funktion des Limes erfolgten Ausführungen durch Karsten Brunk, der auch über einige Auseinandersetzungen um „die strittig Grenz“ im 18. und 19. Jahrhundert zu berichten wusste. Die Frage des exakten Grenzverlaufes entlang des Rodheimer und Rosbacher Limesabschnittes wurde endgültig erst 1826/27 entschieden und durch die Setzung von Grenzsteinen sichtbar gemacht.

Historischer Gemarkungsgrenzstein von 1826 (südlich des Munitionslagers), als Rodheim zum Großherzogtum Hessen (Darmstadt) und Wehrheim zum Herzogtum Nassau gehörte

Bereits bei der Grenzsteinerfassung im April 2011 musste bedauerlicherweise festgestellt werden, dass im Bereich des Munilagers von ehemals 14 historischen Grenzsteinen entlang des Limes nur noch einer, und dieser erheblich beschädigt, erhalten geblieben ist. Die Grenzsteine wurden sehr wahrscheinlich, in der Regel aus Unkenntnis ihrer Bedeutung, bereits in den früheren Jahren der militärischen Nutzung durch das amerikanische Militär durch Straßen- und Zaunbaumaßnahmen verschüttet oder zerstört. Dieser Befund unterstreicht die Notwendigkeit eines Katasters für die Erfassung von Kleindenkmalen (wie z.B. Grenzsteine) und sonstigen Relikten der historischen Kulturlandschaft (z.B. historische Wegeverläufe, Mühlgräben usw.). Ein solches, immer aber noch sehr lückenhaftes Kataster existiert beim Regionalverband FrankfurtRheinMain und ist weiter im Ausbau. Vor jedem planerischen, gestalterischen und bewirtschaftenden Eingriff in die Landschaft ist darauf zu dringen, dass dieser seit langem gesetzlich geschützte Bestand an Kulturgütern auch zur Kenntnis genommen wird und dadurch möglichst vor Zerstörung bewahrt bleibt.