Archiv 2005

Exkursion/Führung

am

03.10.2005

Grenzgang zum Ketzerborn am 3.10.2005

Kein Wasser aus dem Ketzerborn!

Fast so groß wie der Menschenauflauf am 9. Juni 1848 am Ketzerborn, war auch am 3. Oktober 2005 der Zustrom zum kleinen Grenzgang des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins zum Ketzerborn. Etwa 70 „Grenzgänger“ hatten sich am Rodheimer Oberwald eingefunden, um etwas über die Geschichte der Gemarkungsgrenze und die Begebenheiten am ehemaligen Ketzerbrunnen zu erfahren. Unter den interessierten Wanderern befand sich auch der Urenkel jenes Grafen von Solms-Rödelheim, der Mitte des 19. Jahrhunderts Prozessgegner der Rodheimer Rädelsführer gewesen war. Die Wanderung unter der Führung von Dr. Karsten Brunk und Jochen Beuck vom Rodheimer Geschichtsverein wurde durch forstliche Erläuterungen des Rosbacher Revierförsters Heinz Sill ergänzt.

Auf dem Weg zum Ketzerborn wurde zunächst den historischen Grenzsteinen gefolgt, die seit der Waldmarkteilung 1738 die Grenze zwischen der Rodheimer und der Köpperner Gemarkung bilden. Bis 1918 markierten diese Grenzsteine sogar die Landesgrenze zwischen unabhängigen Hoheitsgebieten.

Die Auseinandersetzungen am Ketzerbrunnen im Juni 1848 konnten dann am ehemaligen Schauplatz des Geschehens nachempfunden werden. Lebendig wurden die damaligen Vorgänge durch das Zitieren der plastischen Schilderungen eines Augenzeugen – erhalten in einem Bericht des solmsischen Försters Hartmann. Die von den aufgebrachten Rodheimern herbeigeführten Zerstörungen an den damaligen Brunnenkonstruktionen hatten zur Folge, das die Bewohner der solmsischen Domäne Beinhardshof vorerst nicht mehr mit Wasser aus dem Ketzerborn versorgt werden konnten. 

Die historischen Geschehnisse um den Ketzerborn bilden die Grundlage für das von Hermann Fornoff und Hans-Kurt Jacobi verfasste und 1952 als Rodheimer Dorfspiele aufgeführte Theaterstück „Wasser aus dem Ketzerborn“. Anlässlich des Rodheimer Ortsjubiläums kam es im November und Dezember 2005 wieder zur Aufführung.

Ausstellung

am

17.06.2005

Ausstellung „Aspekte Rodheimer Geschichte“ vom 17. bis zum 26. Juni 2005 im Bürgerhaus Rodheim vor der Höhe

Präsentation zur Ortsgeschichte mit Bravour gemeistert!

1200 Jahre Rodheimer Geschichte auf dem Ziffernblatt der Kirchturmsuhr

Gleich beim Eintritt in die Ausstellung des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins anlässlich des diesjährigen Ortsjubiläums, bildete das Ziffernblatt der alten Rodheimer Kirchturmuhr einen ersten, überraschenden Blickfang für die Besucher. Zur zeitlichen Orientierung und Navigation durch die 1200 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung wurden ausgewählte Daten und Ereignisse der Rodheimer Geschichte auf der 12-Stunden-Skala positioniert. Am Anfang der „Zeitreise durch die Rodheimer Geschichte“ steht die urkundliche Ersterwähnung im Jahr 805, die im Lorscher Kodex dokumentiert ist. Das Faksimile (originalgetreue Kopie) dieses Schenkungsregisters des Klosters Lorsch war eines der zahlreichen, herausragenden Exponate der Ausstellung.

Der einführenden „Zeitreise“ folgten sieben weitere „Aspekte Rodheimer Geschichte“, die durch ihre klare Gliederung, konsequente Präsentation und gute Ausleuchtung bei den Besuchern sehr viel Anklang fanden.

Der Bereich „Territorial- und Herrschaftsgeschichte“ griff tabellarisch und graphisch die territorialen Besitzverhältnisse sowie die Verwaltungshierarchie unter den jeweiligen Landesherren auf. Hier wurde deutlich, welch wechselvoller Geschichte der Flecken Rodheim durch Mehrherrigkeit, Erbteilungen, Verpfändungen und Verkäufe ausgesetzt war. Die Falkensteiner und Hanauer Herren bekriegten sich sogar um ihren Besitzanspruch auszuweiten.

Wie sich die Gemarkung und die Ortsbebauung im Laufe der Jahrhunderte veränderten, wurde durch historische Karten, Ansichten und Luftbilder sowie zahlreiche Computergrafiken der „Rodheimer Terminey“ eindrucksvoll dargestellt. Hier fanden die Besucher auch das frisch restaurierte „Schmuckstück“ der Rodheimer Sammlung: Die „Zincke-Karte“; im Jahr 1779 vermaß der „Land-Commissarius“ Zincke die Rodheimer Grenzen und erstellte diese Karte. Seine Arbeit wurde laut Eintrag in den Bürgermeister-Rechnungen mit 16 Gulden vergütet.

Ohne Vergütung, aber mit Begeisterung und Engagement, wurde das historische Rodheimer Untertor des ehemaligen Befestigungsringes von Manfred Haag und Manfred Groetsch im Maßstab 1:10 nachgebaut. Dank und Anerkennung wurde beiden von vielen Besuchern für diese Bereicherung der Ausstellung ausgesprochen.

Das Ausstellungsteam des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins am Modell des Untertores,
von links: Jochen Beuck, Dr. Karsten Brunk, Doris Fischer, Margot und Dieter Mehring

Nach dem Blick auf das historische Rodheim zog ein aktuelles 360°-Photo-Panorama auf das Rodheim im Mai 2005, aufgenommen von der Spitze des spätmittelalterlichen Kirchturms, die Aufmerksamkeit sämtlicher Besucher auf sich.

Für den Ausstellungsteil „Kirchen im Dorf“ haben sowohl die evangelische als auch die katholische Kirchengemeinde beachtliche Ausstellungsexponate zur Verfügung gestellt. Am Alter der Kultgegenstände, der Bibeln und Urkunden wird deutlich, dass Rodheim nach der Reformation im Jahr 1540 über Jahrhunderte ein evangelisch geprägter Ort war, obgleich die Evangelen in eine lutherische und eine reformierte Gemeinde gespalten waren und sich erst 1819 zu einer Union zusammenschlossen. Eine eigenständige katholische Lokalkaplanei wurde erst im Jahr 1946 etabliert, der Zuzug der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg hatte die Zahl der katholischen Einwohner beträchtlich erhöht.

Schülerpult, Schiefertafel, Griffel und die Fibel von 1889 verwiesen auf eine Schuleinrichtung und auf Lehrmittel, die heutige Schüler eher befremden. Das Wetterau-Vogelsberg-Relief weckte dagegen bei vielen Besuchern Erinnerungen an Rodheimer Schülertage. Altes Mobiliar, Haushaltsgegenstände, handgenähte Kleidung und Wäsche berichteten von der mühevollen Arbeit der Hausfrauen vor etwa 100 bis 150 Jahren.

Dem bäuerlichen Rodheim war der Bereich „vom Korn zum Brot“ gewidmet. Beetpflug, Egge und Saatschüssel standen für den Anbau des Getreides, Sense, Rechen, Dreschflegel und Putzmühle für dessen Ernte und Drusch. Die Weiterverarbeitung des Getreides wurde mittels der beiden Rodheimer Mühlen am Erlenbach vertieft. Die Leihgabe eines ehemaligen Rodheimer Bäckers verdeutlichte, wie das Endprodukt erzeugt wurde.

Dem bäuerlichen Rodheim war der Bereich „vom Korn zum Brot“ gewidmet. Beetpflug, Egge und Saatschüssel standen für den Anbau des Getreides, Sense, Rechen, Dreschflegel und Putzmühle für dessen Ernte und Drusch. Die Weiterverarbeitung des Getreides wurde mittels der beiden Rodheimer Mühlen am Erlenbach vertieft. Die Leihgabe eines ehemaligen Rodheimer Bäckers verdeutlichte, wie das Endprodukt erzeugt wurde.

Dem bäuerlichen Rodheim war der Bereich „vom Korn zum Brot“ gewidmet. Beetpflug, Egge und Saatschüssel standen für den Anbau des Getreides, Sense, Rechen, Dreschflegel und Putzmühle für dessen Ernte und Drusch. Die Weiterverarbeitung des Getreides wurde mittels der beiden Rodheimer Mühlen am Erlenbach vertieft. Die Leihgabe eines ehemaligen Rodheimer Bäckers verdeutlichte, wie das Endprodukt erzeugt wurde.

Allen Helfern, Unterstützern und Leihgebern herzlichen Dank!

Exkursion/Führung

am

19.02.2005

Historischer Ortsrundgang findet großes Interesse

Einen unerwartet großen Besucherzustrom von etwa 150 Personen hatte der 1. geführte „Historische Ortsrundgang Rodheim vor der Höhe“ am Samstag, dem 19.2.2005. Der anlässlich des Ortsjubiläums „1200 Jahre Rodheim vor der Höhe“ vom Vorstand des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins (RGHV) erarbeitete Rundgang ist zum Auftakt des Festjahres im Rahmen einer Führung vorgestellt worden. Der Rundgang war möglich geworden, nachdem die entsprechende Beschilderung wenige Tage vorher abgeschlossen wurde. Für ihre sehr engagierte Unterstützung bei der Realisierung des Vorhabens im Laufe der letzten Wochen und Monate möchten wir der Leiterin des Bürgeramtes, Frauke Stock, sehr herzlich danken. Dank gilt auch dem Bauhof für seine flexible und kurzfristige Hilfe bei der Aufstellung einzelner Schilder. Besonders danken wir den Hausbesitzern, an deren Gebäude wir ein Schild anbringen konnten.

Nach der Begrüßung der Besucher durch Bürgermeister Detlef Brechtel und durch den Vorstand des Geschichtsvereins musste aufgrund der großen Personenzahl eine Teilung in zwei Gruppen vorgenommen werden. Dankenswerter Weise war unser Gründungsmitglied, Pfr. i.R. Fritz Dahmen, unterstützt von der Vorsitzenden Doris Fischer, bereit eine Gruppe zu übernehmen. F. Dahmen hat auch die meisten historischen Hinweise und Daten auf den Tafeln des Ortsrundganges beigesteuert. Karsten Brunk und Jochen Beuck führten die zweite Gruppe durch den alten Ortskern. Zum Abschluss der gut 2-stündigen Rundtouren wurde den Gruppen von Pfarrer Alexander Liermann noch die evangelische Pfarrkirche geöffnet und Hinweise zu besonderen Merkmalen der Kirche gegeben. Bedauerlicherweise konnten die Vertreter der Stadt die geführten Touren nur auf einer kurzen Strecke begleiten.

Der historische Ortsrundgang ist so angelegt, dass er auch eigenständig durchgeführt werden kann. Hilfreich ist, wenn in diesem Fall die ergänzenden Informationen hierzu aus der Festschrift zur Hand sind. Der Historische Ortsrundgang steht auch auf der Homepage des RGHV zur Verfügung.