Exkursion/Führung

am

12.07.2014

Auf den Spuren der mittelalterlichen Rodheimer Landesherren

Nachbetrachtung zur RGHV-Exkursion nach Königstein und zur Burgruine Falkenstein im Taunus

Aufbauend auf dem Vortag von Dr. Bertold Picard über die historischen falkensteinisch-eppsteinisch-königsteinischen Beziehungen zu Rodheim vor der Höhe im März dieses Jahres im Forum Faselstall, konnten sich am 12. Juli  zahlreiche Teilnehmer einer Exkursion des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins (RGHV) vor Ort ein Bild von den noch sichtbaren Relikten dieser über 300-jährigen Herrschaftszeit machen. Ziel waren die Burg und die Stadt Königstein sowie die Höhenburg Falkenstein im Taunus.

Als hervorragender Kenner der Königsteiner Geschichte und Archäologie konnte Rudolf Krönke, langjähriger Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde e.V. in Königstein  gewonnen werden. Er führte die Exkursionsteilnehmer zunächst auf die Königsteiner Burg. Vorbei am Luxemburger Schloss, heute Sitz des Amtsgerichts, ging es durch die bauhistorisch jüngeren Bereiche der ausgedehnten Festungsanlage aus dem 17. bis 15. Jahrhundert. Durch das Stolberger, das Eppsteiner und das Falkensteiner Tor erreichte die Gruppe allmählich die ältesten Bereiche der Kernburg, die, wie eine von Krönke initiierte C14-Analyse aus der Putz-Magerung des Fischgratmauerwerks belegt hat, bereits aus der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt. Aus Grabungen ist bekannt, dass Mauerreste unter dem heutigen Niveau des inneren Burghofs ins 11. bzw. 10. Jahrhundert datieren. Krönke ließ den Aufstieg dorthin durch seine Fülle historischer Informationen, gewürzt mit allerlei Anekdoten, zum Vergnügen werden, zumal auch das Wetter nach den Tagen sintflutartiger Regenfälle ein Einsehen hatte.

Nach einem vortrefflichen Mittagessen ging es zunächst in die dörflich anmutende Altstadt von Königstein durch den steinernen im Jahr 1255 errichteten Torbogen des Alten Rathauses, einst Burgtor zur ehemaligen Vorburg, die heute mit zahlreichen lauschigen Gässchen aufwartet. Der Weg führte zurück zum Alten Rathaus, dessen Fachwerkaufbau 1673 fertig gestellt war und seit 1968 das Heimatmuseum beherbergt. Darin wird die Siedlungsgeschichte der Region dokumentiert und neben Hausrat und Handwerk erzählen auch kleine Kuriositäten des heilklimatischen Kurorts Königstein von den Vorlieben vergangener Zeiten.

Zentrales Objekt des Museums aber ist das 1909 fertig gestellte Modell der Königsteiner Burg im Maßstab 1:100, das den Bauzustand um 1790 zeigt, und anhand dessen die Teilnehmer ihren Weg durch die Festung noch einmal nachvollziehen konnten. Den Weg bis zum inneren Burghof, in dem die Zisterne noch heute sichtbar ist, in der 1796 im Rahmen der Koalitionskriege die Sprengladung der französischen Besatzer deponiert wurde, die, vorzeitig  explodiert, sowohl dem Pallas der Burg wie auch dem Sprengkommando zum Verhängnis wurde. Die Burg war danach dem Verfall preisgegeben, Steine der Burg finden sich in zahlreichen Häusern von Königstein vermauert.

Nach einer kurzen Busfahrt war am späten Nachmittag das 2. Exkursions-Ziel erreicht, die Burgruine Falkenstein, eine ehemalige (Raub-)Ritterburg auf dem knapp 500 Meter hohen Noringsberg mit seiner ausgezeichneten Aussicht über die Rhein-Main-Ebene. Besonders beeindruckend sind hier die herrlichen Rundblicke vom Turm der Burg, der unter Ritter Frank von Cronberg um 1450 neu errichtet worden war.

In Falkenstein erwartete uns Hermann Groß, der seit Jahrzehnten die Regionalgeschichte Falkensteins und des Hochtaunuskreises erforscht und seit 2011 Träger des Saalburgpreises für Geschichts- und Heimatpflege des Hochtaunuskreises ist. Kenntnisreich erläuterte er die komplizierten Zusammenhänge der Nürings, der Münzenberger, der Falkensteiner und Königsteiner Herren mit der Rodheimer Geschichte. Die von den Falkensteinern neben der „Noringsburg“ gebaute Burg „Neu-Falkenstein“ bewohnten diese jedoch nicht selbst, vielmehr wurde sie als Lehen vergeben.

Insbesondere im Verlaufe des so genannten „Reichskrieges“ im Jahr 1364 kam es zur teilweisen Zerstörung der Burg. Auslöser dafür waren die Auseinandersetzungen zwischen Ulrich III. von Hanau und Philipp VI. von Falkenstein um die Vorherrschaft in Rodheim und weiteren Städten und Herrschaften in der Wetterau und im Vordertaunus. Mit dem Übergang der Burg an die Herren von Nassau (Lahn) am Ende des 14. Jahrhunderts bildete diese und das Dorf bis 1806 eine nassauische Enklave innerhalb der Herrschaft Königstein und später innerhalb des Kurmainzer Territoriums. Als die Enklave unter nassauischer Herrschaft an Ritter-Besitzgemeinschaften vergeben war gehörten zeitweilig auch Raubritter zu dieser Gemeinschaft. Zu den schlimmsten Burgmannen dieser Art zählten die Familien von Hattstein und von Reifenberg. Im Jahr 1679 starb der letzte Falkensteiner Ritter auf der Burg.