Archiv 2023

Vereinsmitteilung

am

01.12.2023

RGHV mit neuer Webseite

Seit 2005 – dem Jahr des 1200-jährigen Ortsjubiläums von Rodheim v. d. Höhe – ist der RGHV mit einer eigenen Homepage im Internet präsent. Die Nutzung dieser unverzichtbaren Informations- und Kontaktplattform hat sich seither gewandelt – vom ursprünglichen Zugang per Desktop zum inzwischen stark verbreiteten Tablet/iPad und vor allem dem Smartphone/iPhone. Für die komfortable Weiternutzung auf allen digitalen Endgeräten war es deshalb notwendig, die Webseite neu im Responsive Design zu gestalten. 

Mit dieser umfassenden Umstellung bot sich auch eine allgemeine Überarbeitung unserer Homepage an, dies sowohl inhaltlich wie auch gestalterisch. Wir hoffen, dass uns diese gelungen ist und viel Vergnügen und Erkenntnisgewinn bereitet.

Präsentation

am

12.11.2023

„Historischer Bilderkaffee“ des RGHV

und Spendenübergabe an Blütenkönigin Naomi I.

Zum zweiten Mal hatte der Rodheimer Geschichts- und Heimatverein (RGHV) am vergangenen Sonntagnachmittag, dem 12. November 2023, zu einem vergnüglichen Zusammentreffen bei Kaffee mit Kuchen eingeladen. Speziell die „wissenden“ älteren Mitglieder und gerne auch Gäste sollten sich angesprochen fühlen und kamen zahlreich. Nach dem ersten Termin im Februar dieses Jahres waren sich alle Teilnehmer einig, dass dieses Format dringend einer Fortsetzung bedürfe.

Als Bestandteil der Rodheimer Sammlung verfügt der RGHV auch über ein umfangreiches Fotoarchiv. Oftmals fehlt den Bildern jedoch eine Beschriftung, man kennt die Anlässe und häufig die abgebildeten Personen nicht mehr. Hier setzt die geballte Kraft des Publikums ein! Immer weiß jemand zu den projizierten Fotos etwas zu berichten, warum man feierte, um welches alte Haus es sich handelt, was gerade passiert war, und manch einer erkennt den Opa, die Tante, den mit einem Uznamen belegten Dorfbewohner oder manches Rodheimer Urgestein wieder. Je mehr erzählt wird, um so mehr fällt den Mitstreitern ein, es entspinnen sich lebhafte Gespräche und man freut sich, die eine oder andere Anekdote erzählen zu können oder (einmal wieder) zu hören. Der Wissenszuwachs für den RGHV ist dabei enorm! Die Informationen werden protokolliert und im Anschluss digital verarbeitet, so dass nichts mehr verloren geht!

Eingeladen war auch die amtierende Blütenkönigin Naomi I.

Seit Bianca I., der Blütenkönigin der Jahre 2015 – 2016, unterstützen die Hoheiten jeweils ein ihnen wichtiges soziales Projekt und bitten um Spenden dafür, auch anstelle von oft für sie selbst etwa bei Veranstaltungen vorgesehenen Geschenken. Naomi I. setzt sich für den Wildwasser e.V. in Bad Nauheim ein, eine Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend. Nachdem sie das Projekt den Teilnehmern vorgestellt hatte, überreichten ihr der 1. Vorsitzende Dr. Karsten Brunk und die Schatzmeisterin Margot Mehring eine Spende in Höhe von 500 Euro für ihr Projekt. Die Spende kommt aus einem Fonds des RGHV aus den bis 2019 durchgeführten Internationalen Freundschaftsfesten, deren Überschüsse immer an nationale und internationale Hilfsprojekte gespendet wurden. Bianca I. und Chiara I., beide aus Rodheim stammende Blütenköniginnen, waren während ihrer „Amtszeiten“ hieraus auch schon bedacht worden.

Vortrag

am

13.10.2023

Rodheim am Äquator

Spannender Vortrag von Dr. Karsten Brunk zur Geschichte der Natur- und Kulturlandschaft von Wetterau, Taunus und Vogelsberg

Referent: Dr. Karsten Brunk

Dr. Brunk erläuterte zunächst die Wetterausenke als die nördliche Fortsetzung des Oberrheingrabens, des etwa 300 km langen und bis zu 40 km breiten Grabenbruchs zwischen Basel und Frankfurt am Main. Die Gesteine des angrenzenden Taunus waren ehemals in einem Meeresbecken abgelagert und anschließend als Teil des Rheinischen Schiefergebirges aufgefaltet und zu Schiefer und Quarzit umgewandelt worden. Wesentlich jünger ist der Vogelsberg-Vulkan, dessen ausgedehnte Basaltdecke das größte geschlossene Basaltmassiv in Europa ist. Seine Entstehung, wie auch die Heraushebung des Taunus als Mittelgebirge, steht in Zusammenhang mit dem Einbruch des Oberrheingrabens im Erdzeitalter des Tertiärs.

Zum Verständnis der langwierigen und großräumigen erdgeschichtlichen Entwicklung ging Karsten Brunk auch auf die Theorie der Plattentektonik ein. Die Erdplatten „schwimmen“ quasi auf dem Erdmantel und können sich wie Meereisschollen aneinander vorbei-, voneinander weg- oder aufeinander zubewegen und dabei kollidieren. Die Umrisse und die Lage der Erdplatten auf dem Globus unterlagen dadurch im Laufe der seit mehreren 100 Millionen Jahren rekonstruierten Entwicklung einem vielfältigen Wandel. Der Referent hat es fertiggebracht unsere Heimatregion während dieser Zeitreise von der Südhalbkugel bis ins heutige Mitteleuropa zu lokalisieren und zu verfolgen, und wahrhaftig, hätte es Rodheim vor 300 Mio. Jahren schon gegeben, es hätte nahe am Äquator gelegen!

Waren die natürlichen Veränderungen im Laufe der Erdgeschichte langwierige Prozesse, nahm das Geschehen nach der letzten Kaltzeit im Holozän Fahrt auf. Mit dem Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen in der Jungsteinzeit kam es durch die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung, später durch den Abbau notwendiger Rohstoffe, sei es zur Material- oder zur Energiegewinnung, zu gravierenden Umbauprozessen der Natur- zur Kulturlandschaft.

Die Wetterau gehört als klimatisch günstig gelegene und fruchtbare Region dabei zu den bereits besonders früh besiedelten Gebieten. Die Dynamik der Veränderungen steigerte sich mit Beginn der Industrialisierung vor etwa 200 Jahren und hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter beschleunigt. Auffallend leise wurde es im großen Auditorium, als der Referent die fatalen Auswirkungen der immer stärker werdenden menschlichen Einflussnahme auf Natur und Umwelt im lokalen, wie im globalen Bezug darstellte. Wir sind im Anthropozän angekommen, einer Epoche, in der der Mensch zur wichtigsten formenden Kraft auf unserem Planeten geworden ist.

Exkursion/Führung

am

23.09.2023

Oppenheim und Worms entdecken

Tagesexkursion nach Rheinhessen mit Winzerbesuch am 23. September 2023

Erneut ging es dieses Mal – nach der letzten Tagesexkursion des RGHV nach Ingelheim im Vor-Corona-Jahr 2019 – nach Rheinhessen. Oppenheim und Worms waren die Ziele.

Nach einer spätsommerlich-morgendlichen Fahrt am Rhein entlang wurde Oppenheim erreicht. Der Ort besticht durch sein Stadtbild, geprägt von der gotischen Katharinenkirche, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde und die schöne historische Altstadt krönt. Unmittelbar hinter der Kirche in der Michaelskapelle das Beinhaus, eines der größten überhaupt, in das aus Platzmangel auf den Friedhöfen vom 15. bis Mitte des 18. Jahrhunderts die Skelette von etwa 20.000 Oppenheimern umgebettet worden waren. Danach erkundeten wir das „Oppenheimer Kellerlabyrinth“, ein einzigartiges Kulturdenkmal, das zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert als Weinkeller und Lagerplatz gebaut wurde, kilometerlang, verschachtelt, aneinandergereiht, teilweise in mehreren Stockwerken übereinander angelegt.

Gestärkt durch ein gutes Mittagessen im Deutschen Weinbaumuseum zog es einige der Teilnehmer hinauf zur Ruine der Burg Landskron, während sich die anderen die Vielfalt der Exponate im Museum ansahen. Vom Traktor bis zur Mausefalle – es ist alles da!

Nachmittags nahm uns die Stadtführerin Frau Aßmann-Weinlich in Worms in Empfang und begleitete uns kenntnisreich durch die Stadt. Das UNESCO-Welterbe der jüdischen Zeugnisse in Worms war das Thema der Führung. 2021 waren die Relikte jüdischen Lebens der sogenannten SchUM-Städte (Mainz, Worms und Speyer) durch die UNESCO als 50. Welterbestätte in Deutschland erklärt worden. So führte unser Weg vom jüdischen Viertel mit der Judengasse und der beeindruckenden Synagoge, die auch von innen besichtigt werden konnte, zum jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“, dem ältesten am Ort erhaltenen jüdischen Friedhof in Europa. Ebenfalls erhalten ist die Mikwe, das Ritualbad, die aber derzeit saniert wird und daher nicht besucht werden kann.

Ein toller Abschluss der Fahrt war die Einkehr ins Weingut Göhring in Flörsheim-Dalsheim zur Vesper mit Weinprobe, wo wir freudig empfangen wurden. Von dort kam 2005 im Jahr unserer 1200-Jahrfeier der „Jubiläumswein“, eine freundschaftliche Verbindung mit dem RGHV besteht seit Jahren.

Exkursion/Führung

am

05.05.2023

Die keltischen Fürstengräber vom Glauberg

Vortrag und Exkursion zur Sonderausstellung KELTEN LAND HESSEN – EINE NEUE ZEIT BEGINNT

Die Kelten, ihre Kultur und Lebensart, ihre Handelsbeziehungen, ihre Begräbnissitten und Jenseitsvorstellungen waren Thema eines Veranstaltungskomplexes des RGHV am 5. und 6. Mai 2023.

Stephan Medschinski, seit mehr als zwei Jahrzehnten am Glauberg und seit dessen Eröffnung 2011 im Glauberg-Museum tätig, quasi „ein Mann der ersten Stunde“, referierte am 5. Mai über die Entdeckung und die Bedeutung der drei Fürstengräber. Vor etwa 2500 war das exponiert liegende Plateau des „Tafelbergs“ Glauberg keltisch besiedelt auf einer etwa 12 Hektar großen Fläche, umgeben von einer 2 km langen hohen Schutzmauer. In den wissenschaftlichen Fokus rückte der Glauberg, nachdem Ende der 1980-er Jahre luftbildarchäologisch dort ein eingeebneter großer Grabhügel entdeckt wurde. Ausgrabungen förderten 3 Gräber mit herausragenden Grabbeigaben zutage. Die Sensation war perfekt, als 1996 am Grabhügel die lebensgroße Statue des „Keltenfürsten“ ausgegraben wurde, dessen steinerne Ausstattung sich in den Grabbeigaben in Grab 1 wiederfindet, die Waffen, der Schmuck und Teile der Mistel-Blattkrone, die den Bestatteten auch als einen frühen Druiden ausweisen könnte.

Die Theorie wurde durch Stephan Medschinki am Folgetag im Glauberg-Museum lebendig. In einer spannenden Führung konnten sich die Teilnehmer ein Bild von der hohen handwerklichen und künstlerischen Qualität der Grabbeigaben machen, die zum Teil im Rahmen der rekonstruierten Fundsituation dargestellt waren. Mit einem Blick vom Dach des Museums auf den Grabhügel, die Prozessionsstraße und in die Weite der rapsblühenden Landschaft verabschiedete der Referent die Teilnehmer zu Kaffee und Kuchen im Bistro. Bei ihm und der als Gast zum Vortragsabend gekommenen Direktorin der Keltenwelt am Glauberg, Frau Dr. Vera Rupp, die engagiert Aus- und Rückblicke in die Arbeit des Museums gab, bedankt sich der RGHV herzlich.

Aufführung/Konzert

am

18.03.2023

Mundart vom Feinsten mit „Meelstaa“

Wie es sich für einen Geschichtsverein gehört, wählte der RGHV-Vorsitzende Dr. Karsten Brunk in seiner Begrüßung im Rodheimer Bürgerhaus am 18. März die Worte „Es war einmal“ – denn bereits 1995 war die Vorgängerformation „Fäägmeel“ schon einmal in Rodheim zu Gast gewesen. Was dann in Form von hervorragend präsentierten Liedern und Texten folgen sollte, war nicht nur eine Reise in die Vergangenheit mittelhessischen Landlebens, geprägt vom sonntäglichen Kirchgang, dem Rattern der Landmaschinen oder dem Krähen von Nachbars Gockelhahn. So vielseitig wie die Texte auch zu zeitgenössischen Themen, die vor allem aus der Feder von Siegward Roth noch aus „Fäägmeel“-Zeiten stammen, so treffend waren auch die Mittel, die die drei Vollblut-Musiker Berthold Schäfer, Jens Schneider und Clemens Goth zur musikalischen Umsetzung benutzten. Hier wurde jedes Lied sprachlich wie musikalisch sorgsam und mit Ideenreichtum geformt, und die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten den mittelhessischen Dialekt wie eine liebevoll verpackte Kostbarkeit, der man sich mit Freude hingeben mochte.

Das Spiel mit den Worten und ihrem Klang wurde auch für diejenigen, die des Dialekts nicht mächtig waren, zum echten Genuss. Mal besinnlich und ernst, ein anderes Mal heiter und von unbeschwerter Fröhlichkeit, widmete sich das Trio einer Fülle von Themen, die den Alltag so lebens- und liebenswert machen. Kleine Ungeschicklichkeiten, etwa bei der Fehlersuche an einem vermeintlich defekten Fernseher oder beim Umgang mit dem reparaturbedürftigen Fahrrad, entlockten dem Publikum so manch ein Schmunzeln. Und als der Textpoet Siegward Roth einfühlsam die Ruhe nach einem ereignisreichen Tag schilderte, lauschten die Zuhörer so aufmerksam den Worten des Erzählers, dass man gehört hätte, wenn eine Stecknadel zu Boden gefallen wäre.

Ob mit einer Parodie über die stolze Männerriege („Mir sei Kerle“) oder den notorischen Zu-Spät-Kommer („Die Weck“) einerseits, oder beim Wortspiel über das „Krogedill“ andererseits – jeder Song bestach durch seinen sensiblen Umgang mit der hessischen Mundart und ihrem besonderen Klang der Worte und ihrer Aussprache.

Der Umgang mit dem Dialekt und das Spiel mit den Lauten bescherte den Zuhörern einen vergnüglichen Abend, der nicht nur musikalische Glanzlichter zu bieten hatte. Witz und Charme vereinigten sich zu einem vergnüglichen Gemisch mittelhessischer Unterhaltung, bei der Text und Musik einander wirkungsvoll ergänzten.

Natürlich durfte auch die fast schon legendäre „Rure-Roiwe-Robbmaschin“ an diesem Abend nicht fehlen – wenn auch erst in der mehr als verdienten Zugabe. Der Abend dürfte als gelungenes Beispiel für den Erhalt des hiesigen Kulturgutes in die Bücher des RGHV eingehen.