Einmal über den Tellerrand hinausschauen und trotzdem Bezüge zur hiesigen Historie herstellen – das gelang dem Rodheimer Geschichts- und Heimatverein RGHV mit dem Vortrag von Vereinsmitglied Hans Schneider über Konstantin den Großen und seine Zeit erneut. Rund 40 Zuhörer hatten sich im Evangelischen Gemeindehaus „Arche“ zusammengefunden, um von ihrem ehemaligen Mitbürger Schneider, der mittlerweile in Neckarsulm als Religionspädagoge tätig ist, Wissenswertes über diesen bedeutenden, römischen Kaiser im 4. Jahrhundert zu erfahren.
„Vor 1700 Jahren begann sein Aufstieg zur Alleinherrschaft im Römischen Reich“, ließ er wissen. Widerstände wurden konsequent aus dem Weg geräumt, Rivalen ausgeschaltet. Zeitweilig in Trier ansässig, begann der zielstrebige Herrscher auch einen unbarmherzigen Kriegszug gegen die Franken, dem schließlich zwei fränkische Könige zum Opfer fielen. „In der Zirkusarena von Trier ließ er sie von wilden Tieren zerreißen – nicht von Löwen, das war zu teuer, sondern von Bären“. Mit Schilderungen wie diese ließ der Referent erahnen, in welcher krisengeschüttelten Zeit Konstantin lebte und wirkte. Das „goldene Zeitalter des Römischen Imperiums“ war an einen Wendepunkt getreten, der auch als das herannahende „Zeitalter von Eisen und Rost“ bezeichnet wurde. Es war der Wendepunkt zwischen Antike und Mittelalter, das dem aufstrebenden Christentum mit Konstantins Hilfe dauerhafte staatliche Anerkennung und Förderung bescherte. „Er förderte die gemeinsam verbindliche Glaubenslehre, denn als ‚pontifex maximus‘ war er als Kaiser zugleich oberster Priester“.
Unter Konstantins Schutz konnte sich das Christentum („unbehelligt vom Staat“) entwickeln. „Daraus entstand unsere bis heute gemeinsam verbindliche Glaubenslehre“. Christliches Denken beeinflusste die Gesetzgebung, doch „die heidnischen Kulte durften zu Zeiten Konstantins grundsätzlich weiter existieren“. Im Jahr 335 feierte Konstantin sein dreißigjähriges Herrscherjubiläum und hatte damit länger regiert als alle Kaiser seit Augustus. Sein letzter Feldzug – gegen die Perser – war ihm nicht mehr gegönnt. Eine plötzliche schwere Krankheit brachte ihn aufs Totenbett, wo der langjährige Verfechter für das Christentum endlich das Taufsakrament empfing. Danach weigerte er sich, den kaiserlichen Purpur noch einmal zu berühren. „Die so genannte Klinétaufe wurde von der Angst diktiert, durch eine erneute Todsünde die Seligkeit wieder zu verlieren“.
„Sie haben mit Ihrem heutigen Vortrag ein umfangreiches historisches Kapitel mit Leben erfüllt“, bedankte sich Arche-Hausherr, Pfarrer Lothar Berger, anschließend bei Hans Schneider. Gegen eine derart umfangreiche Information seien Ausstellungen zum gleichen Thema, wie sie in den letzten beiden Jahren zum Beispiel in York, Rimini oder Trier stattgefunden hätten, „wenig“. RGHV-Vorsitzender Dr. Karsten Brunk würdigte die umfangreichen Recherchen seines Vereinskollegen. „Ich freue mich bereits auf Ihren nächsten Vortrag“. Mit Johannes Calvin wird es im kommenden Jahr um einen weiteren Wegweiser gehen, der sowohl religiöse als auch politische Bedeutung erlangen konnte (E. Halaczinsky)
Danke für einen höchst informativen Vortrag: Referent Hans Schneider (li) und Vereinsvorsitzender Dr. Karsten Brunk bei Veranstaltungsende am Rednerpult.