Archiv 2008

Vortrag

am

21.11.2008

Konstantin der Große und seine Zeit

Vortrag von Hans Schneider (RGHV) am Freitag, 21.11.2008

Einmal über den Tellerrand hinausschauen und trotzdem Bezüge zur hiesigen Historie herstellen – das gelang dem Rodheimer Geschichts- und Heimatverein RGHV mit dem Vortrag von Vereinsmitglied Hans Schneider über Konstantin den Großen und seine Zeit erneut. Rund 40 Zuhörer hatten sich im Evangelischen Gemeindehaus  „Arche“ zusammengefunden, um von ihrem ehemaligen Mitbürger Schneider, der mittlerweile in Neckarsulm als Religionspädagoge tätig ist, Wissenswertes über diesen bedeutenden, römischen Kaiser im 4. Jahrhundert zu erfahren.

„Vor 1700 Jahren begann sein Aufstieg zur Alleinherrschaft im Römischen Reich“, ließ er wissen. Widerstände wurden konsequent aus dem Weg geräumt, Rivalen ausgeschaltet. Zeitweilig in Trier ansässig, begann der zielstrebige Herrscher auch einen unbarmherzigen Kriegszug gegen die Franken, dem schließlich zwei fränkische Könige zum Opfer fielen. „In der Zirkusarena von Trier ließ er sie von wilden Tieren zerreißen – nicht von Löwen, das war zu teuer, sondern von Bären“. Mit Schilderungen wie diese ließ der Referent erahnen, in welcher krisengeschüttelten Zeit Konstantin lebte und wirkte. Das „goldene Zeitalter des Römischen Imperiums“ war an einen Wendepunkt getreten, der auch als das herannahende „Zeitalter von Eisen und Rost“ bezeichnet wurde. Es war der Wendepunkt zwischen Antike und Mittelalter, das dem aufstrebenden Christentum mit Konstantins Hilfe dauerhafte staatliche Anerkennung und Förderung bescherte. „Er förderte die gemeinsam verbindliche Glaubenslehre, denn als ‚pontifex maximus‘ war er als Kaiser zugleich oberster Priester“.

Unter Konstantins Schutz konnte sich das Christentum („unbehelligt vom Staat“) entwickeln. „Daraus entstand unsere bis heute gemeinsam verbindliche Glaubenslehre“. Christliches Denken beeinflusste die Gesetzgebung, doch „die heidnischen Kulte durften zu Zeiten Konstantins grundsätzlich weiter existieren“. Im Jahr 335 feierte Konstantin sein dreißigjähriges Herrscherjubiläum und hatte damit länger regiert als alle Kaiser seit Augustus. Sein letzter Feldzug – gegen die Perser – war ihm nicht mehr gegönnt. Eine plötzliche schwere Krankheit brachte ihn aufs Totenbett, wo der langjährige Verfechter für das Christentum endlich das Taufsakrament empfing. Danach weigerte er sich, den kaiserlichen Purpur noch einmal zu berühren. „Die so genannte Klinétaufe wurde von der Angst diktiert, durch eine erneute Todsünde die Seligkeit wieder zu verlieren“.

„Sie haben mit Ihrem heutigen Vortrag ein umfangreiches historisches Kapitel mit Leben erfüllt“, bedankte sich Arche-Hausherr, Pfarrer Lothar Berger, anschließend bei Hans Schneider. Gegen eine derart umfangreiche Information seien Ausstellungen zum gleichen Thema, wie sie in den letzten beiden Jahren zum Beispiel in York, Rimini oder Trier stattgefunden hätten, „wenig“. RGHV-Vorsitzender Dr. Karsten Brunk würdigte die umfangreichen Recherchen seines Vereinskollegen. „Ich freue mich bereits auf Ihren nächsten Vortrag“. Mit Johannes Calvin wird es im kommenden Jahr um einen weiteren Wegweiser gehen, der sowohl religiöse als auch politische Bedeutung erlangen konnte (E. Halaczinsky)

Danke für einen höchst informativen Vortrag: Referent Hans Schneider (li) und Vereinsvorsitzender Dr. Karsten Brunk bei Veranstaltungsende am Rednerpult.

Vortrag

am

24.10.2008

Von Rodheim in die Welt

Vortrag von Manfred Bausum (RGHV) am 24.10.2008

Einen spannenden Abend erlebten die zahlreichen Zuhörer am 24. Oktober im Rodheimer Bürgerhaus, als Vereinsmitglied Manfred Bausum sie mit auf die Lebensreise seines Vorfahren Johann Georg Bausum nimmt. Etwa 50 Jahre Recherchen und „Puzzlearbeit“ sind dem hervorragend dargebrachten Vortrag vorausgegangen. Manfred Bausum war auf seinen Vorfahren bereits 1958 während Aufräumungsarbeiten im Rodheimer Pfarrarchiv aufmerksam geworden. Der Bleistiftvermerk „nach England“, neben dem Geburtseintrag des Vorfahren, musste die Neugier des Geschichtsvereins-Mitgliedes wecken.

John George Bausum – wie er sich später nennt – wird am 8. Juni 1812 als Sohn eines Leinewebers geboren. Doch was veranlasst ihn, in Alter von 22 Jahren „von Rodheim in die Welt“ zu ziehen?

Manfred Bausum zeichnet seinen Zuhörern zunächst ein lebendiges Bild der Lebensumstände in unserer Region im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts: Eine karge Kindheit als Weber-Sohn in Zeiten schwindender Absatzmärkte infolge zunehmender Industrialisierung, die Verarmung nach dem Tod des Vaters. Die politische Umbruchzeit des Vormärz, 1830 mit Bauernunruhen in nahe liegenden Orten, die, militärisch niedergeschlagen, als „Blutbad von Södel“ in die Geschichte eingehen.

Die religiöse Entwicklung mit Erweckungspredigten des katholischen Holzhäuser Pfarrers Helfrich, die eine mächtige Geistesbewegung ins Rollen bringen, und zuletzt von 4000-5000 Herbeigeströmten gehört werden. Höchst suspekt für Landeskirche und Landesregierung! Repressalien folgend tritt Helfrich , das „begabte Talent und Hoffnungsträger unter den jungen Priestern“, 1835 mit 46 seiner Gemeindemitglieder zum evangelischen Glauben über.

Möglicherweise war Letzteres auslösender Faktor für die Auswanderung, denn die Spur von Johann Georg Bausum findet sich in der London Missionary Society wieder, wo er eine Ausbildung zum Missionar erhält. Eine von der Angelikanischen Kirche angetragene Ordination lehnt er aus inhaltlichen Gründen ab und bleibt zeitlebens freier Missionar.

Sein Weg führt ihn nach Südostasien, wo er auf der malaiischen Halbinsel zunächst außerhalb, später innerhalb des British Empire als Missionar tätig wird. Er heiratet Maria Tarn Dyer, eine verwitwete Missionarin, die 1845 in einem Brief schreibt: „Aber mein himmlischer Vater hat in seiner unendlichen Gnade und Barmherzigkeit einen wahrhaft ergebenen Missionar, Mr. Bausum, mir seine Hand antragen lassen und – ich habe seinen Antrag angenommen“. Mit ihr übernimmt er in eigener Verantwortung eine große durch die politischen Wirren des Opiumkrieges verwaiste Missionsstation in Penang. Beide erweisen sich als überaus tüchtig, doch im ersten aufblühenden Erfolg stirbt Maria 1846.

Im Mai 1848 tritt er erneut in den Ehestand mit der 30-jährigen Miss Jemima Poppy, ebenso Missionarin. 5 Kinder werden dem Ehepaar geschenkt, von denen zwei früh sterben. Das Ehepaar führt die Missionsstation weiter, beide betreiben Schulen, die von 80 Jungen und 30 Mädchen besucht werden, darunter Waisen, die völlig von den Bausums abhängig sind. Am 1. August 1855 stirbt John George Bausum in den Armen seiner Frau. Er wird in Penang beerdigt. Sein Grabstein steht noch heute.

Die Nachfahren leben über die USA verstreut, mit manch einem von ihnen steht Manfred Bausum in Kontakt. Die Lebenstüchtigkeit von John Georg Bausum belegt nicht zuletzt der Nachlass-Verkauf der zur Missionsstation gehörenden Ländereien: 60.000 qm bepflanzt mit 900 Muskatbäumen, 350 Gewürznelkenpalmen, 27 Kokospalmen, 200 Betelpalmen und angeschlossener Baumschule!

Vortrag

am

05.09.2008

Bronzezeit in der Wetterau

Vortrag von Dr. Bernhard Pinsker am 5.9.2008

Exkursion/Führung

am

18.05.2008

Windecken und Niederdorfelden

Auf den mittelalterlichen Spuren der Grafschaft Hanau in der Wetterau

Nachbetrachtung zur Exkursion des RGHV nach Windecken am Sonntag, 18. Mai 2008

Als Ziel der diesjährigen Exkursion hatte der RGHV das Städtchen Windecken in der südlichen Wetterau ausgewählt, um dessen historische Bedeutung für Rodheim deutlich zu machen. Die Herren von Hanau residierten lange Zeit im Schloss von Windecken und bestimmten von hier aus die Geschichte Rodheims, das ebenfalls zur Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau gehörte. Auch nach dem die Herren von Hanau ihren Sitz nach Hanau verlegt hatten, behielt Windecken, zu dessen Amt Rodheim gehörte, weiterhin maßgebenden Einfluss auf Rodheim. Dies änderte sich erst, als Rodheim um 1600 selbst hanauischer Amtssitz wurde.

Die Exkursionsgruppe auf der Burg Wonnecken (Windecken)

Pünktlich um 13:30 Uhr startete die Kolonne der Teilnehmer am Rodheimer Schwimmbad, um rechtzeitig in Windecken an der Willi-Salzmann-Halle einzutreffen. Dort begann um 14.00 Uhr der Ortsrundgang mit insgesamt 25 Personen unter der fachkundigen Führung des aus Windecken stammenden Historikers Erhard Bus (M. A.). An markanten Punkten erläuterte Herr Bus die historische Ortstopographie. Die Führung endete in dem kleinen Ortsmuseum im ehemaligen Spital, das von Herrn Bus vor ca. 15 Jahren mit aufgebaut worden war.

Im Anschluss an die Besichtigung des Museums besuchten die Teilnehmer die Wanderausstellung „Krone, Brot und Rosen“, die aus Anlass des 800. Geburtstags Elisabeths von Thüringen (1207-1231) in der Stiftskirche gezeigt wurde. Sie war der zweite Anlass für den Besuch von Windecken gewesen.

Beide Schwerpunkte der Exkursion waren durch zwei Veranstaltungen des RGHV gut vorbereitet gewesen. So hatte Erhard Bus am 25.04.08 über die Geschichte Windeckens referiert und Marianne Peilstöcker am 16.05.08 einen Vortrag über das Leben der Elisabeth von Thüringen gehalten.

Turmstumpf der Wasserburg Dorfelden

Einer Anregung des Vorsitzenden des Vorstandes des RGHV, Herrn Dr. Karsten Brunk, folgend, fuhr die Gruppe nach der Kaffeepause noch ins nahe gelegene Niederdorfelden. Dort besichtigte sie die von einem Seitenarm der Nidder umgebene Ruine der Wasserburg Dorfelden. Erbauer dieser Burg, die 1234 erstmals urkundlich erwähnt wurde, waren die Herren von Dorfelden, die späteren Herren von Hanau. Dieser Abstecher führte also zu den Wurzeln der Herrschaft Hanau und war somit eine passende Ergänzung der Exkursion, die damit zugleich ihren Abschluss fand.

Aufführung/Konzert

am

22.02.2008

Bjest de näit vo Roarem, mijet deune dicke Kneppelschou

Nachbetrachtung zum Wetterauer und Rodheimer Mundartabend am 22.02.2008

Sehr gut besucht war der Mundartabend, zu dem der RGHV eingeladen hatte. Im Großen Saal des Rodheimer Bürgerhauses erlebten die Zuhörer einen recht kurzweiligen Abend. Der anerkannte Mundartinterpret Horst Becker aus Bergen-Enkheim begeisterte das Publikum mit Gedichten und Prosatexten, unter anderem von Peter Geibel (Karben) und Martin Dietz (Bergen-Enkheim). Viel Beifall erhielt auch Karin von Hayn aus Rodheim mit Rodheimer Geschichten und Episoden, die der Altbürgermeister Alwin Biedenkapp gesammelt und niedergeschrieben hatte. Sie beendete ihren Vortrag mit dem Lied „Bjest de näit vo Roarem, mijet deune dicke Kneppelschou“ in das der ganze Saal einstimmte.

Horst Becker

Die beiden Interpreten boten eine große Bandbreite von humoristischen und aber auch nachdenklichen Beiträgen. Insbesondere zwei Gedichte von Martin Dietz über den alten Bauerngarten und das Fachwerkhaus drückten sehr einfühlsam aus, welchem Wandel die dörfliche Kultur unterworfen ist. Die Mundartveranstaltung selbst ist bereits Ausdruck dieser Veränderung, denn in Zeiten, in denen der Dialekt noch etwas Alltägliches war, wäre niemand auf die Idee gekommen einen Mundartabend zu gestalten. Je mehr der Dialekt aus dem Alltagsleben verdrängt und nur noch an solchen Vortragsabenden gepflegt wird, entwickelt er sich leider immer mehr zur Folklore. So kann die große Zustimmung des Publikums nicht darüber hinweg täuschen, dass die von Alwin Biedenkapp bereits in den 1970-er Jahren geäußerte Befürchtung: „Es wir nemlich schoad, wenn dai Sprooch em Innergang un em Vegeässe geweiht we-än deet.“ aktueller ist denn je.

Karin von Hayn