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Auf den Spuren Johann Rosenmüllers im Kloster Eberbach

Arno Paduch, ‚Rodheimer Bub‘, Gründer und langjähriger Leiter des bekannten Johann Rosenmüller Ensembles, hatte für den diesjährigen Konzertreigen des Rheingau Musik Festivals eine Einladung der Konzertgesellschaft für die Gestaltung der traditionellen Marienvesper erhalten. Grund genug für den Rodheimer Geschichts- und Heimatverein (RGHV) einmal mehr eine Exkursion zur Aufführung dieses für seine musikalische Qualität und seine innovative Arbeit im Bereich der Alten Musik weithin bekannten Orchesters zu organisieren. Erste unmittelbare Kontakte mit den Künstlern hatte der RGHV bereits im Rodheimer Jubiläumsjahr 2005 mit dem Konzert „Musik an hessischen Städten und Residenzen“ in der evangelischen Kirche in Rodheim geschaffen, sowie im  Jahr 2006, als eine Gruppe örtlicher Musikinteressierter der ‚Coronatio solemnissima‘, der Krönungsmesse für Kaiser Leopold I., im Frankfurter St. Bartholomäus-Dom beiwohnte.

Arno Paduch, Dirigent und Zinkenist, studierte Musikwissenschaft in Frankfurt am Main und anschließend Zink und historische Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Baseliensis in Basel. Das Johann Rosenmüller-Ensemble wurde 1995 von ihm in Leipzig gegründet, wo Paduch als Dozent für Zink und Ensemblemusik in der Abteilung für Alte Musik an der dortigen Musikhochschule tätig ist. Das Ensemble hat sich einen festen Platz in der Alten Musik erarbeitet, kann auf hervorragende Kritiken einer großen Anzahl von Konzerten im In- und Ausland und eine umfassende Discographie zurückblicken. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Wiederaufführung vor allem unbekannter Musiken des 17. und 18. Jahrhunderts in authentischer Interpretation. Je nach Aufführung engagiert Paduch zusätzliche Solisten.

Johann Rosenmüller, zeitlebens als Hitzkopf bezeichnet und wohl gelegentlich auch im Focus der Justiz, wurde im August 1617 im Vogtland geboren. Seine Ausbildung spannte sich von der Lateinschule Oelsnitz über die Leipziger theologische Fakultät und Musikunterricht beim Leipziger Thomaskantor Tobias Michael, als dessen Nachfolger er kurze Zeit gehandelt wurde, bis zu Reisen nach Italien, die vor allem seinen geistlichen Kompositionen Prägung gaben.

Ab 1651 lebte er unter dem Namen Giovanni Rosenmiller für 24 Jahre in Venedig, arbeitete als Posaunist am Markusdom und setzte wenig später seine Tätigkeit als Komponist fort. Von 1658 bis 1682 war er am Ospedale della Pietà  – Kloster, Waisenhaus und späteres Mädchenkonservatorium -, tätig, ehe er mit Herzog  Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg nach Deutschland zurückkehrte. Viele seiner auf lateinischen Texten beruhenden Kompositionen sind wohl dort entstanden. Am Ospedale wurde Antonio Vivaldi etwa ab 1702 sein Nachfolger.

Zeitlich und musikalisch anzusiedeln ist Rosenmüller in der Generation zwischen Heinrich Schütz (1585 – 1672) und Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) – „und er ist nach meiner Meinung der Beste“ – so Arno Paduch in seinem einführenden Vortrag. Er zeichnete den zahlreichen Zuhörern, die bereits zur Werkseinführung in die Basilika des Klosters Eberbach gekommen waren, ein Bild aus der Zeit des Komponisten, als der Zugang zur Musik, fern von unserer heutigen Dauerbeschallung, ein ganz besonderes Ereignis war.

Und so erlebten die 50 Rodheimer, Rosbacher und mitgereisten Musikliebhaber in der vollbesetzten Basilika an diesem Marienfest (15.8.) eines dieser besonderen Ereignisse: die Hymnen und Psalmen einer liturgischen Feier der abendlichen Vesper über 10 Sätze, beginnend mit gregorianischen Klängen, über die lateinisch gesungenen Psalmen und das gregorianische Ave Maria bis hin zum raumfüllenden Salve Regina und das sanft ausklingende ‚Benedictus Dominum‘ – vom Ensemble perfekt und einfühlsam dargeboten, die Stimmen – besonders der beiden Sopranistinnen und der im Altus singenden beiden Tenöre – fast engelsgleich.

„Erloschen ist die Leuchte, die weit über Europa hin strahlte“ – so ein Ausschnitt aus der Inschrift des Rosenmüller-Grabsteins von 1684 im Bereich der Wolfenbütteler Kirche St. Johannis.

Möge das Licht des Johann Rosenmüller Ensembles weiter strahlen – wir freuen uns darauf!

Exkursion zu den Residenzen des Hauses Solmsin Assenheim, Laubach und Lich

Wieder einmal ist dem RGHV eine ansprechende Exkursion gelungen. Dies zeigen die vielen positiven Reaktionen, die das Ehepaar Mehring von Teilnehmern erhalten hatte. Beide hatten mit viel Einsatz und Freude den diesjährigen geschichtlichen Ausflug zu den Solmser Schlössern in der Wetterau organisiert. Diese Fahrt ergänzte den Vortrag von Dieter Mehring vom November letzten Jahres unter dem Titel „Das Haus Solms als Territorialherren in der Nachbarschaft Rodheims“.

Thomas Lummitsch und Dieter Schröder vom örtlichen Geschichtsverein führen uns durch Assenheim und die Anlagen des dortigen Schlosses

Die erste Station war das Schloss Assenheim. Hier gab es eine Führung durch den kleinen aber mit Bedacht angelegten Schlossgarten. Dieter Schröder vom örtlichen Geschichtsverein erläuterte sehr kompetent und plastisch, wie dieser Garten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert wurde. So hinterließ auch der bekannte Gartengestalter Siesmayer, der die Anlage im 19. Jahrhundert im englischen Stil umbaute, dort seine Spuren. Einen historischen Überblick über das Solmser Grafengeschlecht vermittelte in sehr lebhafter Weise der Vorsitzende des Geschichtsvereins Niddatal, Herr Thomas Lummitsch. Dabei machte er auch das vielfältige wirtschaftliche Wirken der Grafen deutlich. Die Teilnehmer bekamen aber nicht nur viel geschichtlich Interessantes zu hören. An diesem sonnigen Frühlingstag bot die ruhige Morgenstimmung in dem vom vielen Regen der vergangenen Tage noch ganz feuchten Park ein ganz besonderes Erlebnis.

Die Solmssche Residenz in Assenheim von der Gartenseite

Anschließend ging es weiter nach Hungen. Dort wurden ganz andere Genüsse geboten: In einer Metzgereigaststätte konnte man sich an Fleischgerichten aus der Region stärken. Nach der Mittagspause wurde noch ein kurzer Abstecher zum Schloss von Hungen gemacht, das früher den Grafen der Solms-Braunfelser Linie gehörte, nun aber in Eigentumswohnungen umgewandelt ist und deswegen nur von außen betrachtet werden kann. Die nächste Etappe führte zum Schloss von Lich. Eine Besichtigung des imposanten Bauwerks war auch hier nur von außen möglich, da das Schloss noch im Besitz der Grafen zu Solms ist.

Das letzte Ziel dieser Fahrt war das Schloss von Laubach. Hier wurden die ältesten Räume des Schlosses, die heute ein kleines Museum beherbergen, besichtigt. Den krönenden Abschluss machte schließlich die Führung durch die historische Schlossbibliothek. Sie ist eine der größten privaten Bibliothek Deutschlands und beherbergt ca. 120.000 Bücher. Von der Bibliothekarin, Frau Wellenkötter und ihrem Mann, die mit Begeisterung durch die Räume führten, wurde eine kleine Auswahl von Büchern präsentiert, die wegen ihrer bildlichen Darstellungen für den Betrachter besonders interessant waren.

 Das schöne Wetter begleitete die Teilnehmer den ganzen Tag und so konnte man die Exkursion auf der Schlossterrasse bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen, bevor es gegen 18:00 Uhr wieder zurück nach Rodheim ging.

Historisches Limburg und romantisches Lahntal

Welch ein Glück, als nach langen Regentagen am vergangenen Samstag schon beim Aufstehen die Sonne ins Fenster lachte. Schließlich hatten an diesem Tag 23 Mitglieder und Freunde des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins ihre alljährliche Vereinsexkursion geplant. Limburg und das Lahntal sollten dieses Mal das Ziel sein, eine überaus geschichtsträchtige Stadt in der ehemaligen Grafschaft Nassau deren Dom so markant über der Lahn thront.

Von Fahrer Johann sicher durch den schönen Taunus gebracht, war man bereits kurz nach 9 Uhr in Limburg an der Lahn angekommen. Nach kurzem Empfang durch den Stadtführer ging’s als Erstes –des schönen Ausblicks wegen – auf das Parkdeck eines Kaufhauses. Mit der prachtvollen Domkulisse im Blick entführte der Historiker Herr Morlang, ehemals Lehrer in Limburg, seine Zuhörer in die Geschichte von Stadt und Dom. An der alten Handelsstraße Flandern-Byzanz gelegen, kam Limburg schon früh zu Wohlstand, der sich noch heute an den alten Stein- und Fachwerkhäusern der Altstadt ablesen lässt. Limburg ist von Kriegsschäden verschont geblieben.

Ein Exkurs in den Stammbaum der älteren Konradiner führt zu Graf Konrad, genannt Kurzbold, dessen Epitaph im Dom zu besichtigen ist. Konrad Kurzbold, ein Weggefährte Ottos des Großen, gründet, urkundlich belegt, im Jahr 909/910 n. Chr. das St. Georgstift und gilt als Erbauer der ersten Kirche auf dem Limburger Felsen. Die Grundrisse dieser ersten Kirche fördern Ausgrabungen in den Jahren 1975 bis 1977 zutage. Die Baugeschichte des Domes zu seiner heutigen Form beginnt wahrscheinlich um 1190 n. Chr., in mehreren Bauphasen erhält das ursprünglich spätromanische Bauwerk seine französisch-frühgotische Prägung.

Runter vom Dach und rein in die Altstadt: Lehrer Morlang malt mit seinen Erzählungen ein Bild des mittelalterlichen Limburg. Es geht vorbei an der Grabengasse, durch die Plötze zum Fischmarkt, entlang der Nonnenmauer zum Kornmarkt, ein Blick in die Fleischgasse, weiter durch die Barfüßergasse: bezaubernde Eindrücke tun sich auf. Jedes Haus hat seine Geschichte und um beinahe jedes ranken sich Geschichten.

Nach steilem Aufstieg zum Dom, dessen äußere Vielfarbigkeit Originalbefunden entspricht, werden die Rodheimer Geschichtsfreunde vom Domschweizer Wagner empfangen. Einem „Hausmeister beim lieben Gott“, wie die Kölner Journalistin Gudrun Schmidt diese einmal genannt hat.

Ruhe und Harmonie des Raumes sind der erste Eindruck im Inneren. Über 4 Stockwerke erstreckt sich die Höhe, klar gegliedert durch nach oben filigraner werdende Arkaden, die Decken wie Baldachine, der Vierungsturm im Zentrum von Längs- und Seitenschiffen mit einer lichten Höhe von 34 m. Über schmale im Mauerwerk eingelassene Treppen erreicht man den Laufgang im1. Stock. Aus den Arkadenfenstern ergibt sich ein grandioser Blick in das Innere der Kirche und man ist ganz nah bei den zarten Originalfresken, die im Rahmen der Dom-Restaurierung freigelegt und gerettet werden konnten.

Nach einem guten Mittagessen geht es zum Schiffsanleger und mit der „Wappen von Limburg“ in gemütlicher Fahrt auf der Lahn durch herrliche Naturlandschaften nach Balduinstein im unteren Lahntal. Und dort ist bei Kaffee und Kuchen der Blick auf die Burgruine Balduinstein und die märchenhaft emporragende Schaumburg noch mal so schön!

Ein gelungener Ausflug in Geschichte und Gegenwart!

Windecken und Niederdorfelden

Nachbetrachtung zur Exkursion des RGHV nach Windecken am Sonntag, 18. Mai 2008

Als Ziel der diesjährigen Exkursion hatte der RGHV das Städtchen Windecken in der südlichen Wetterau ausgewählt, um dessen historische Bedeutung für Rodheim deutlich zu machen. Die Herren von Hanau residierten lange Zeit im Schloss von Windecken und bestimmten von hier aus die Geschichte Rodheims, das ebenfalls zur Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau gehörte. Auch nach dem die Herren von Hanau ihren Sitz nach Hanau verlegt hatten, behielt Windecken, zu dessen Amt Rodheim gehörte, weiterhin maßgebenden Einfluss auf Rodheim. Dies änderte sich erst, als Rodheim um 1600 selbst hanauischer Amtssitz wurde.

Die Exkursionsgruppe auf der Burg Wonnecken (Windecken)

Pünktlich um 13:30 Uhr startete die Kolonne der Teilnehmer am Rodheimer Schwimmbad, um rechtzeitig in Windecken an der Willi-Salzmann-Halle einzutreffen. Dort begann um 14.00 Uhr der Ortsrundgang mit insgesamt 25 Personen unter der fachkundigen Führung des aus Windecken stammenden Historikers Erhard Bus (M. A.). An markanten Punkten erläuterte Herr Bus die historische Ortstopographie. Die Führung endete in dem kleinen Ortsmuseum im ehemaligen Spital, das von Herrn Bus vor ca. 15 Jahren mit aufgebaut worden war.

Im Anschluss an die Besichtigung des Museums besuchten die Teilnehmer die Wanderausstellung „Krone, Brot und Rosen“, die aus Anlass des 800. Geburtstags Elisabeths von Thüringen (1207-1231) in der Stiftskirche gezeigt wurde. Sie war der zweite Anlass für den Besuch von Windecken gewesen.

Beide Schwerpunkte der Exkursion waren durch zwei Veranstaltungen des RGHV gut vorbereitet gewesen. So hatte Erhard Bus am 25.04.08 über die Geschichte Windeckens referiert und Marianne Peilstöcker am 16.05.08 einen Vortrag über das Leben der Elisabeth von Thüringen gehalten.

Turmstumpf der Wasserburg Dorfelden

Einer Anregung des Vorsitzenden des Vorstandes des RGHV, Herrn Dr. Karsten Brunk, folgend, fuhr die Gruppe nach der Kaffeepause noch ins nahe gelegene Niederdorfelden. Dort besichtigte sie die von einem Seitenarm der Nidder umgebene Ruine der Wasserburg Dorfelden. Erbauer dieser Burg, die 1234 erstmals urkundlich erwähnt wurde, waren die Herren von Dorfelden, die späteren Herren von Hanau. Dieser Abstecher führte also zu den Wurzeln der Herrschaft Hanau und war somit eine passende Ergänzung der Exkursion, die damit zugleich ihren Abschluss fand.

Archäologische Radwanderung

Der RGHV bietet den 75 Teilnehmern vor dem „Faselstall“ eine Rast mit Laugengebäck und Erfrischungen

Auf den Spuren der Romantik – Die Brentanos in Rödelheim und Östrich-Winkel

Die diesjährige Exkursion des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins lässt sich als eine genussvolle Reise in die Romantik an Nidda(!) und Rhein umschreiben. Zum Auftakt stand ein Besuch des Brentanoparks in Frankfurt-Rödelheim auf dem Programm, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Frankfurter Bankier Georg Brentano zu einem romantischen Park gestaltet worden war. In den heute noch erhaltenen Teilen dieses Parks entlang der Nidda ist neben botanischen Raritäten – eine über 500 Jahre alte Eiche und der älteste Gingko-Baum Deutschlands – vor allem das liebevoll restaurierte Landhaus des Georg Brentano (das sogn. Petrihaus) ein besonderer Blickfang. Der unerwartete Hochgenuss der Rodheimer Besucher an dieser städtischen Oase war auch durch die hervorragende Führung der Kunsthistorikerin Silke Wustmann maßgeblich unterstützt worden.

Gingko und Petrihaus

Der Nachmittag der Exkursion war dem Rheingau gewidmet, der mit einem genussvollen Mittagessen oberhalb der Weinberge von Johannisberg begann. Als zweiter Programmpunkt der Romantik wurde dann das bewohnte Brentanohaus in Östrich-Winkel besucht, dessen historische Einrichtung und Ausstattung noch erhalten ist. Seine besondere Bedeutung verdankt es seinen früheren Besuchern und Gästen, zu denen neben Goethe und den Brüdern Grimm, auch wichtige Vertreter der sogn. Rhein-Romantik, wie Clemens Brentano, Achim und Bettine von Arnim sowie Karoline von Günderrode, zählen.

Brentanohaus

Seine Abrundung fand der Rheingaubesuch dann noch bei einem erfrischenden Glas Riesling im schattigen Garten des Brentanohauses. Den Vorstandsmitgliedern Doris Fischer, Dieter und Margot Mehring ein herzliches Dankeschön für die Organisation dieses überaus gelungenen Sonntagsausflugs!

Petrihaus

Weltkulturerbe Kloster Lorsch

Unter den romanischen Bauten in Deutschland nimmt die Königshalle in Lorsch bezüglich des Bekanntheitsgrades eine Sonderstellung ein. Der wohlproportionierte kapellenartige Bau aus der Karolingerzeit, mit seiner auffälligen Mosaikverkleidung, ist durch viele Abbildungen wohlvertraut.

Seine Funktion in der Klosteranlage ist trotz der hervorragend dokumentierten Klostergeschichte noch immer nicht zweifelsfrei geklärt. Fakt ist, dass die Restauratoren im Innern die Abfolge von vier Putz- bzw. Malschichten sichtbar machen konnten. Dadurch sind Rückschlüsse auf eine unterschiedliche Nutzung des Gebäudes im Verlauf der Jahrhunderte möglich geworden.

Die baulichen Reste der Gesamt-Klosteranlage beschränken sich heute auf die angesprochene Königshalle, die Vorkirche und die Klostermauer. Ein Kupferstich um 1615 von Matthäus Merian d.Ä. gibt eine Ahnung von der Größe und der baulichen Beschaffenheit des einstigen Königsklosters, das 1621 im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) von den spanischen Truppen verwüstet wurde.

Im 19. Jh. wandten sich Kunsthistoriker und Archäologen den Resten der verfallenen Anlage zu; es kam zu ersten kleinen Grabungen. Für 1891 ist ein erster Rekonstruierungsvorschlag belegt. Die Grabungsbefunde des 20. Jh. und die medialen Möglichkeiten unserer Zeit haben eine sehenswerte Computer-Simulation entstehen lassen. Sie zeigt eine hypothetische Rekonstruktion der Klosteranlage um1150.

Die urkundliche Ersterwähnung des Klosters Lorsch ist auf das Jahr 764 datiert. Sie ist belegt durch den am Ende des 12. Jh. zusammengestellten Lorscher Codex. Den hochmittelalterlichen Bearbeitern ging es vorrangig darum, chronologisch Notizen, Kommentare und Erläuterungen, die für die Geschichte der Lorscher Grundherrschaft und für die klösterliche Rechtsform wichtig waren, einzuordnen und zu kommentieren. Die durch Schenkung erlangten Besitzungen des Klosters reichten von der Nordsee bis zum Bodensee. In diesem Schenkungsregister findet sich auch die Ersterwähnung Rodheims vor 1200 Jahren.

Nach einem reichhaltigen und schmackhaften Mittagessen im Wonnegauer Landgasthof in Mörstadt begann in der Alzeyer Strasse in Flörsheim der zweite Teil des informationsreichen Tages. Im Weingut Göhring stimmten wir uns mit einem Glas Winzersekt auf die Betriebsbesichtigung ein, die mehrfach durch die Verkostung der hauseigenen Rotweine aufgelockert wurde. Sehr kompetent wurden uns die Arbeitsabläufe im Weinberg, die Gewinnung des Mostes und den sehr speziellen Ausbau diverser Rebsorten erläutert. Als „Wein-Seminaristen“ lernten wir dann die Geschmacksnuancen der verschiedenen weißen Traubensorten, die Qualitäten der besonderen Lagen und auch die Vermarktungsstrategie der Winzerfamilie kennen. Nach einer leckern Winzerbrotzeit traten wir gesättigt und nicht mehr durstig die Heimfahrt an.

Grenzgang zum Ketzerborn am 3.10.2005

Fast so groß wie der Menschenauflauf am 9. Juni 1848 am Ketzerborn, war auch am 3. Oktober 2005 der Zustrom zum kleinen Grenzgang des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins zum Ketzerborn. Etwa 70 „Grenzgänger“ hatten sich am Rodheimer Oberwald eingefunden, um etwas über die Geschichte der Gemarkungsgrenze und die Begebenheiten am ehemaligen Ketzerbrunnen zu erfahren. Unter den interessierten Wanderern befand sich auch der Urenkel jenes Grafen von Solms-Rödelheim, der Mitte des 19. Jahrhunderts Prozessgegner der Rodheimer Rädelsführer gewesen war. Die Wanderung unter der Führung von Dr. Karsten Brunk und Jochen Beuck vom Rodheimer Geschichtsverein wurde durch forstliche Erläuterungen des Rosbacher Revierförsters Heinz Sill ergänzt.

Auf dem Weg zum Ketzerborn wurde zunächst den historischen Grenzsteinen gefolgt, die seit der Waldmarkteilung 1738 die Grenze zwischen der Rodheimer und der Köpperner Gemarkung bilden. Bis 1918 markierten diese Grenzsteine sogar die Landesgrenze zwischen unabhängigen Hoheitsgebieten.

Die Auseinandersetzungen am Ketzerbrunnen im Juni 1848 konnten dann am ehemaligen Schauplatz des Geschehens nachempfunden werden. Lebendig wurden die damaligen Vorgänge durch das Zitieren der plastischen Schilderungen eines Augenzeugen – erhalten in einem Bericht des solmsischen Försters Hartmann. Die von den aufgebrachten Rodheimern herbeigeführten Zerstörungen an den damaligen Brunnenkonstruktionen hatten zur Folge, das die Bewohner der solmsischen Domäne Beinhardshof vorerst nicht mehr mit Wasser aus dem Ketzerborn versorgt werden konnten. 

Die historischen Geschehnisse um den Ketzerborn bilden die Grundlage für das von Hermann Fornoff und Hans-Kurt Jacobi verfasste und 1952 als Rodheimer Dorfspiele aufgeführte Theaterstück „Wasser aus dem Ketzerborn“. Anlässlich des Rodheimer Ortsjubiläums kam es im November und Dezember 2005 wieder zur Aufführung.

Historischer Ortsrundgang findet großes Interesse

Einen unerwartet großen Besucherzustrom von etwa 150 Personen hatte der 1. geführte „Historische Ortsrundgang Rodheim vor der Höhe“ am Samstag, dem 19.2.2005. Der anlässlich des Ortsjubiläums „1200 Jahre Rodheim vor der Höhe“ vom Vorstand des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins (RGHV) erarbeitete Rundgang ist zum Auftakt des Festjahres im Rahmen einer Führung vorgestellt worden. Der Rundgang war möglich geworden, nachdem die entsprechende Beschilderung wenige Tage vorher abgeschlossen wurde. Für ihre sehr engagierte Unterstützung bei der Realisierung des Vorhabens im Laufe der letzten Wochen und Monate möchten wir der Leiterin des Bürgeramtes, Frauke Stock, sehr herzlich danken. Dank gilt auch dem Bauhof für seine flexible und kurzfristige Hilfe bei der Aufstellung einzelner Schilder. Besonders danken wir den Hausbesitzern, an deren Gebäude wir ein Schild anbringen konnten.

Nach der Begrüßung der Besucher durch Bürgermeister Detlef Brechtel und durch den Vorstand des Geschichtsvereins musste aufgrund der großen Personenzahl eine Teilung in zwei Gruppen vorgenommen werden. Dankenswerter Weise war unser Gründungsmitglied, Pfr. i.R. Fritz Dahmen, unterstützt von der Vorsitzenden Doris Fischer, bereit eine Gruppe zu übernehmen. F. Dahmen hat auch die meisten historischen Hinweise und Daten auf den Tafeln des Ortsrundganges beigesteuert. Karsten Brunk und Jochen Beuck führten die zweite Gruppe durch den alten Ortskern. Zum Abschluss der gut 2-stündigen Rundtouren wurde den Gruppen von Pfarrer Alexander Liermann noch die evangelische Pfarrkirche geöffnet und Hinweise zu besonderen Merkmalen der Kirche gegeben. Bedauerlicherweise konnten die Vertreter der Stadt die geführten Touren nur auf einer kurzen Strecke begleiten.

Der historische Ortsrundgang ist so angelegt, dass er auch eigenständig durchgeführt werden kann. Hilfreich ist, wenn in diesem Fall die ergänzenden Informationen hierzu aus der Festschrift zur Hand sind. Der Historische Ortsrundgang steht auch auf der Homepage des RGHV zur Verfügung.