Archiv 2019

Vortrag

am

25.10.2019

Vom Flecken zum Stadtteil

Dr. Karsten Brunk referierte zu 400 Jahren Siedlungsentwicklung in Rodheim v. d. Höhe

Das Forum Faselstall konnte die hereinströmenden Besucher kaum fassen, als Dr. Karsten Brunk, Vorsitzender des RGHV (Rodheimer Geschichts- und Heimatverein) am Freitag, dem 25.10.2019, seine Ausführungen zum oben genannten Thema begann.

Ausgangspunkt war die Fertigstellung der südlichen und östlichen Ringmauer als Befestigungswerk um Rodheim im Jahr 1619 – also vor 400 Jahren. Ein Teil davon ist noch erhalten und bildet heute die Ostwand des evangelischen Gemeindehauses „Arche“. Durch die neue Ringmauer war der mittelalterliche Ortskern um neue Siedlungsflächen entlang der Königstraße und der Pfortgasse erweitert worden. Die erste Befestigung des mittelalterlichen Ortskern hatte bereits 1362 begonnen. Damals gewährte Kaiser Karl IV dem Landesherrn Ullrich III von Hanau das Privileg, Rodheim durch Mauern und ein Grabensystem zu befestigen.

Erst lange nach dem 30-jährigen Krieg mit seinen Verlusten an Menschen, wurde wieder eine größere Erweiterung der Siedlungsfläche notwendig. Man plante und baute ab 1704 die nächste Vorstadt nordöstlich des Untertores.

Gespiegelt an historischen Ereignissen und der Entwicklung der Einwohnerzahlen spannte Karsten Brunk anhand historischer Pläne und Ansichten, als auch anhand einer Fülle von ihm erstellter neuer Topographien, einen Bogen der Ortsentwicklung von der frühen Neuzeit im 17. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Aus den Karten wurde vor allem die Erschließung neuer Siedlungsflächen in den Jahrzehnten bis zum 1. Weltkrieg sichtbar. Hierbei spielte auch die Anbindung Rodheims an das Eisenbahnnetz im Jahr 1901 eine Rolle. Die größte Dynamik setzte dann ab Mitte der 1950er Jahre ein, als Vertriebene und Flüchtlinge in Folge des 2. Weltkrieges in Rodheim sesshaft wurden. Der stärkste Bevölkerungszuwachs erfolgte dann in den 1960er Jahren, was eine erhebliche Ausweitung der Siedlungsfläche erforderte.

Anhand von Daten aus den Brandkatastern (seit 1810), zusammengestellt im vorläufigen „Häuserbuch“ des RGHV, ging der Referent auf die Entwicklung der Rodheimer Straßennamen ein. Diese fanden als Bestandteil einer Hausadresse erst ab 1880 Verwendung. Bis dahin waren die Häuser in den Brandkatastern nur durchnummeriert worden!

Exkursion/Führung

am

28.09.2019

Kaiserpfalz Ingelheim und Ober-Ingelheim

Eine Exkursion in Geschichte und Gegenwart am 28. September

Ober- und Nieder-Ingelheim sind und waren bedeutende Orte „auf der anderen Seite des Feldbergs“. Bereits auf der Hinfahrt konnte uns Jochen Beuck, Schriftführer des RGHV und Jurist, über die ‚Ingelheimer Haderbücher‘  (Hader = Streit) berichten, die zum Teil erhalten sind und die mittelalterliche Gerichtsbarkeit widerspiegeln.

In Ober-Ingelheim angekommen, präsentierte uns Gästeführer Hartmut Geißler die aktuelle Ausgrabung mit noch nicht eindeutig interpretierten Befunden der Merowingerzeit. Ein merowingisches Gräberfeld mit rund 3.200 Bestattungen in unmittelbarer Nähe belegt die vor-karolingische Besiedlung seit dem 6. Jahrhundert.

Dann ging es zur Burgkirche von Ober-Ingelheim, die mit einer mittelalterlichen Wehranlage umgeben ist und als eine der am besten erhaltenen befestigen Kirchenbauten gilt. Die Wehrmauer ist begehbar und so konnten die zahlreichen Um- und Erweiterungsbauten des hohen und späten Mittelalters, die sich nicht nur in den Stilelementen, sondern auch in den unterschiedlichen Höhen der Dachkonstruktion zeigen, aus nächster Nähe bestaunt werden.

Hinauf zum Restaurant am Bismarckturm zu einem guten Mittagessen bei bester Aussicht auf den Rheingau und kurzem Besuch im Tigergarten, wo den Großkatzen vom Restaurantbetreiber eine Heimstatt gegeben wird.

Am Nachmittag wurden wir in die karolingische Zeit entführt. In Nieder-Ingelheim finden sich Reste der bedeutenden Pfalzanlage, die auf Geheiß Karls des Großen im antiken Stil erbaut und von ihm mehrfach besucht wurde. Sein erster Besuch datiert ins Jahr 774. Friedrich Barbarossa ‚renovierte‘ die Pfalz im 12. Jahrhundert. Mauerreste der ausgedehnten Pfalzanlage sind teils oberirdisch erhalten und hervorragend restauriert oder als Bodenbefunde bekannt und im Straßenpflaster kenntlich gemacht.

Das Thema Reise-Königtum wurde in der anschließend besuchten Sonderausstellung „Der charismatische Ort – Stationen der reisenden Könige im Mittelalter“ vertieft, einer hochkarätigen Präsentation des politischen Wirkens der jeweiligen Herrscher anhand von Schriftstücken und teils originaler Funde.

Die Rotweinkönigin eröffnete pünktlich das Ingelheimer Rotweinfest, wo manch einer der Exkursionsteilnehmer gerne noch verweilt hätte!

Veranstaltung

am

24.08.2019

25. Freundschaftsfest

Die „Vorsteher“ der Stände aus Polen, Frankreich, Iran, Afghanistan, Mexiko, Finnland (verdeckt) und Thailand mit Bürgermeister Steffen Maar, Blütenkönigin Franziska I. und dem RGHV-Vorsitzenden Karsten Brunk.

WZ vom 28.8.2019

Der Erlös des Int. Freundschaftsfestes wird wie immer gemeinnützigen oder karitativen Zwecken zugeführt.

Exkursion/Führung

am

10.05.2019

Der Feldberg als Erinnerungsort

Vortrag von Gregor Maier am 10. Mai 2019

Der Feldberg – für die einen mag er nur die höchste Erhebung des Taunus‘ sein. Für Gregor Maier, Leiter des Fachbereichs Kultur des Hochtaunuskreises und des Kreisarchivs, ist er ein Ort lebendiger Geschichte und Gegenwart und das vermochte er in einem wahren Feuerwerk an Informationen den Zuhörern im voll besetzten Forum Faselstall des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins (RGHV) am letzten Freitag nahe zu bringen.

Ein Ort der Mystik – bereits 1046 wurde der Brunhildisfelsen auf dem Feldbergplateau erstmals erwähnt. Erasmus Alber, Humanist, Theologe und Fabeldichter des frühen 16. Jahrhunderts, war der Feldberg einen Exkurs in seinen Reisebeschreibungen wert. Die veränderte Naturbetrachtung, die Höhe, die „Erhabenheit“, das Panorama, sprach die Menschen in der Romantik an, wobei die Taunusromantik als das kleine Geschwisterchen der Rheinromantik folgte, so Maier.

Natürlich war Goethe hier und als „ästhetisches Erlebnis“ beschreibt Johann Ludwig Christ, seit 1776 Pfarrer in Rodheim, ab 1786 Oberpfarrer in Kronberg und bekannter Pomologe, sein Empfinden beim Blick von dort in die Weite der Landschaft. Sogar die Turmspitze des Straßburger Münsters, des damals mit 142 m höchsten Gebäudes der Welt, meinte man von dort gesehen zu haben! (Anmerkung: Aufgrund der Erdkrümmung und topographischer Hindernisse, wie der östliche Rand des Pfälzer Waldes, ist dies jedoch nicht möglich).

Politische Strömungen eroberten den Feldberg ab Oktober 1814, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, der Feldberg wurde zum festlichen Symbol von „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Die patriotisch orientierte Turnerbewegung, maßgeblich vorangetrieben durch den „Frankfurter Turnvater“ August Ravenstein, fand im Feldbergplateau das Ziel von Wander- und Turnfahrten und ab 1844 den Austragungsort für die Feldberg-Turnfeste. 1868 wurde hier der Taunus-Club gegründet, August Ravenstein, Kartograph, war einer der treibenden Kräfte hierfür wie auch für die Planung und Finanzierung des Baus von festen Unterkünften auf dem Gipfelplateau. Damit war die touristische Blütezeit des Feldbergs eingeläutet, der ab der 1920-er Jahre die Erschließung für den Autoverkehr folgte.

Große Entwicklung hätte der Feldberg nehmen können: Ernst Ritter von Marx, ab 1904 Landrat des Obertaunuskreises, hatte ihn als Austragungsort Olympischer Spiele angedacht und konnte ihn sich als patriotischen Symbolort im Rahmen des Wagner-Booms als „Zweites Bayreuth“ vorstellen. Die Pläne für die Freiluft-Arena waren bereits fertig!

Veranstaltung

am

16.04.2019

Spendenübergabe an Blütenkönigin Chiara I.

Der RGHV unterstützt die Spendenaktion der Rosbacher Blütenkönigin

Es hat eine lange Tradition, das jährliche Internationale Freundschaftsfest des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins (RGHV) im Rathaushof zwischen altem Rathaus und Faselstall. Am 24. August ist es wieder soweit. In diesem Jahr werden zum 25. Mal hier lebende Helfer aus vielen Nationen ein Fest auf die Beine stellen, das neben Kulinarischem und Musikalischem das Kennenlernen und das Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen zum Ziel hat.

Ebenso eine gute Tradition ist es, die kompletten Erlöse aus diesem Fest gemeinnützigen Zwecken zur Verfügung zu stellen. Wohin diese Spenden fließen, entscheiden alle Mitwirkenden des Festes gemeinsam. Oft wurden schon Hilfsorganisationen im Rahmen zeitnaher Katastrophenhilfen unterstützt, häufig kleinere Projekte in zahlreichen Ländern zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen dort.

Der Erlös aus dem Internationalen Freundschaftsfest 2018 wurde geteilt. Bedacht wurde bereits die von einer Pfarrerin gegründete Initiative, die Witwen in Afrika unterstützt. Verwitwete Frauen sind in vielen afrikanischen Ländern weitgehend schutzlos und haben keine Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten oder ihren Lebensunterhalt selbst zu sichern.

Am 16. April 2019 konnte nun die aus Rodheim stammende Blütenkönig Chiara I. 400 Euro Spendengelder vom Vorstand des RGHV entgegen nehmen für den von ihr geförderten Verein ‚Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V‘.

Dieser Verein war 1984 gegründet worden, von betroffenen Eltern und einem Universitätsprofessor der Kinderheilkunde der Universitätsklinik Frankfurt am Main. Zunächst waren für uns heute normale Gegebenheiten, wie der Schulunterricht für krebskranke Kinder, die oft lange Zeit in der Klinik verbringen müssen, das Ziel. Später war es die psychologische Unterstützung von Kindern und Eltern, inzwischen fördert der Verein eine Vielzahl von Projekten. Es wird in die Forschung zur Bekämpfung von Krebs investiert. Außerdem versucht der Verein den Kindern (oft letzte) Herzenswünsche zu erfüllen wie Reisen und Ausflüge. Den erkrankten Kindern soll ihre Zeit so angenehm wie möglich gestaltet werden.

Eine gute Investition, wie wir meinen!

Vortrag

am

29.03.2019

Nida – Römische Hauptstadt der Wetterau

Vortrag von Dr. Carsten Wenzel am 29. März

Es war alles da, was die Struktur einer römischen Metropole ausmachte: Eine umgebende Mauer, ein Forum, öffentliche Bäder, ein Theater, ein Mithräum, Felder zur Bestattung der Verstorbenen. Im Fall von Nida gehörte sogar ein Flusshafen an der schiffbaren Nidda dazu und, wie wir aus neuen Funden wissen, der Kultbezirk, dessen Lage nun bekannt ist.

Als das ‚teutsche Pompeji‘ bezeichneten vor rund 200 Jahren die Altertumsforscher das Gelände des ‚Heidenfeldes‘ im heutigen Frankfurter Stadtteil Heddernheim, das sie erstmals ergraben und auf dem sie ’sehr merkwürdige Gegenstände der alten Römerstadt‘ gefunden hatten. Allgemein bekannt war der Besiedlungsplatz aber schon in den Jahrhunderten davor, diente er doch als ergiebige Quelle für benötigtes Baumaterial.

Nida war für etwa 200 Jahre n. Chr. der römische Zentralort in unserem Gebiet. Zunächst als Kastellvicus etwa 69 n. Chr. gegründet, entwickelte sich daraus eine prosperierende Zivilsiedlung, Handwerker- und Handelsmetropole, die in ihren besten Zeiten etwa 6.000 Einwohnern Schutz und Lebensraum bot.

Der Bau der Römerstadt in den Jahren 1927 -1929 zerstörte große Teile der vorhandenen Bausubstanz und mit Errichtung der Nordweststadt in den Jahren 1961 – 1973 wurde alt-besiedeltes Gelände überbaut, ohne Möglichkeiten zur archäologischen Aufnahme und Sicherung der Befunde. Ein Glücksfall, dass die Römerstadtschule einen Erweiterungsbau benötigte, der begleitende archäologische Untersuchungen erforderlich machte. 2016 wurde auf diesem Gelände der lange vermutete Kultbezirk von Nida nachgewiesen mit den Grundmauern von mindestens fünf Tempelbauten. Der Fund einer kleinen Adlerfigur mit Blitzbündel aus Bronze belegt den Kult um den höchsten römischen Gott Jupiter, der Fund einer Inschriftentafel belegt die Verehrung von Jupiter Dolichenus.

Gefundene bemalte Verputzfragmente zeigen die Pracht der Tempelausstattung, die Inhalte der etwa 130 ‚Kultgruben‘ lassen Opferhandlungen vermuten.

Dr. Carsten Wenzel, Kustos der Abteilung Römerzeit im Archäologischen Museum Frankfurt und „Herr“ über einen Großteil der Funde aus Nida, verstand es hervorragend, das vielköpfige Auditorium fachkompetent und dennoch mitreißend und humorvoll zu begeistern.

Mitgliederversammlung

am

15.03.2019

Mitgliederversammlung beim RGHV am 15. März 2019

Der RGHV-Vorstand ist wieder komplett

Dr. Karsten Brunk begrüßte als Vorsitzender die zahlreich erschienenen Mitglieder nach formgerechter Einladung und stellte die Beschlussfähigkeit des Gremiums fest. Sein Jahresbericht gab einen Überblick über die im Jahr 2018 geleistete Arbeit, über Veranstaltungen und Entwicklungen und sein Dank ging stets auch an engagierte Vorstands- und Vereinsmitglieder. Zentrale Aufgaben des Vereins im letzten Jahr, neben den laufenden Projekten, waren die Umsetzung der auch für Vereine verbindlichen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die gründliche Überarbeitung der noch aus dem Gründungsjahr 1982 stammenden Vereinssatzung. An dieser Stelle wurde von Karsten Brunk die herausragende Arbeit des Schriftführers des Vereins und Juristen Jochen Beuck hervorgehoben.

Margot Mehring setzte die Anwesenden über die Finanzen des Vereins und über Ausgaben und Einnahmen in Kenntnis, gefolgt vom Bericht der Kassenprüfer und der Entlastung des Vorstandes.

Im Anschluss daran wurde von den anwesenden Vereinsmitgliedern die Annahme der überarbeiteten Vereinsatzung beschlossen.

Die Wahlleitung bei den satzungsgemäß anstehenden Vorstandwahlen übernahm Ernst Gruner. Der plötzliche Tod des bisherigen 2. Vorsitzenden Dieter Mehring im Oktober 2017 und der Wegzug der Beisitzerin Larissa Kordt machten eine Neustrukturierung des Vorstands erforderlich.

Im jeweils einstimmig neu gewählten Vorstand bleibt Dr. Karsten Brunk Vorsitzender. Zu seiner Stellvertreterin wurde Ute Veit, bislang Beisitzerin, gewählt. Die Schatzmeisterin Margot Mehring wird das Amt in bewährter Weise fortführen und auch Joachim Beuck wurde als Schriftführer wiedergewählt. Mit den neu in den Vorstand gewählten Beisitzern Pfarrer Lothar Berger und Apotheker Sebastian Lamping ist der Vorstand wieder komplett.

Der neue RGHV-Vorstand, von links: Karsten Brunk, Sebastian Lamping, Frauke Stock (Delegierte der Stadt Rosbach), Ute Veit, Margot Mehring, Joachim Beuck und Lothar

Im Anschluss dankte der alte und neue Vorsitzende der scheidenden Beisitzerin Larissa Kordt, die eine hervorragende Mitarbeit im Vorstand geleistet hat, und wünschte ihr alles Gute für ihre Zukunft im fernen Dresden. Ein kleines Präsent und eine Container-Rose aus Steinfurth sollen sie zukünftig an ihre Wetterauer Zeit erinnern. Larissa Kordt berichtete ihrerseits, wie der RGHV ihr auch „Integrationshilfe“ im Ort gewesen sei und wie bereichernd sie die Rodheimer Ortsgeschichte empfunden habe und versprach, dem RGHV auch weiterhin treu zu bleiben.

Nach einem Ausblick auf die in diesem Jahr anstehenden Veranstaltungen stellte Karsten Brunk das soeben erschienene Heft 10 der ‚Rodheimer Hefte‘ vor.

Vortrag

am

15.02.2019

Martin Luther und die Juden

Vortrag von Prof. Dr. Friedrich Battenberg, Darmstadt/Erzhausen

Der RGHV hatte am 15. Februar zu einer Vortragsveranstaltung zum o.g. Thema in das Forum Faselstall geladen. Der voll besetzte Raum bewies das hohe Interesse an der Thematik, die mit dem Referenten, Professor Friedrich Battenberg, hervorragend fachlich präsentiert wurde. Die Verbindung zu diesem Rechtswissenschaftler, ehemaligem Leiter des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt und ausgewiesenem Fachmann für jüdische Geschichte, war durch den Nieder-Rosbacher Ortsvorsteher, Dr. Volker Hofmann, zustande gekommen.

Martin Luther, sein Leben und sein Urteil zu vielen Themen rückten im Rahmen des 500-jährigen Reformationsjubiläums im Jahr 2017 ins Licht der Öffentlichkeit, wenn auch gerade die Facette seiner Einstellungen zum Judentum eher weniger beleuchtet wurde. Luther äußerte sich als Theologe jedoch vielfach dazu. War er im Jahr 1523 noch Verfechter einer gesellschaftlichen Integration der Juden, so entwickelte er ab 1525, wohl aufgrund fehlender „Missionserfolge“ und aus Sorge um seine reformatorischen Bestrebungen, eine zunehmend kritische und ablehnende Haltung ihnen gegenüber. Diese gipfelten nach 1538 in Empfehlungen und Forderungen, die „verstockten“ Juden des Landes zu verweisen und ihre Synagogen zu verbrennen. Bereits 1536 hatte Johann Friedrich I. von Sachsen Juden den Aufenthalt im Kurfürstentum verboten, worauf der Rabbiner Josel von Rosheim, der damalige Anwalt der Juden im Reich, bei Luther um Fürsprache zur Aufhebung des Verbots bat. In einem Brief an Josel von Rosheim begründet Luther 1537 sachlich aber unnachgiebig, warum er sich dazu außerstande sieht.

Auf hohem Niveau gelang es Prof. Battenberg, die Zuhörer in die Lebens-, Gedanken- und Glaubenswelt des 16. Jahrhunderts mitzunehmen, in der der Teufel durchaus real war.